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Zeit und Geschichte

Unpiq: Der Gewaltherrscher will den Krieg ausweiten

Achim Engelberg
schreibt, kuratiert, gibt heraus
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Achim EngelbergMontag, 25.07.2022

Wir helfen dem ukrainischen Volk auf jeden Fall, sich von dem absolut volks- und geschichtsfeindlichen Regime zu befreien,

verkündete nun der sogenannte russische Außenminister am Sonntag in Kairo. Das russische und ukrainische Volk würden künftig friedlich zusammenleben. Damit änderte er ohne Begründung seine angebliche Position vom April, die keinen Regierungswechsel mehr vorsehen sollte.

Schon deshalb ist es nicht uninteressant, die letzte Rede seines Herrn und Gebieters zu lesen, die die Zeitschrift OSTEUROPA weitgehend übersetzte (für Russischversteher gibt es einen Link zum Original).

In der Moderation heißt es:

Es ist ein Zeugnis des magischen Sprechens. Eine Realität, die nicht da ist, wird beschworen, um sie zu schaffen. Mit Lob, das in Wahrheit Befehl ist, und mit Drohungen, an alle, die nicht gehorchen.

Der sogenannte "kollektive Westen" begann nach dem Gewaltherrscher im Kreml den Krieg in der Ukraine und es geht ihm um die Beibehaltung der Weltherrschaft. Russland kämpft dagegen um eine multipolare Welt, die nicht mehr aufzuhalten sei. Den Krieg, den er "Spezialoperation" nennt, bezeichnet er als "Anfang vom Ende der amerikanischen Weltordnung".

Natürlich hat eine Operation, auch keine "Spezialoperation", noch nie das Ende einer Weltordnung eingeleitet. Die Begründungen sind rational nicht zu diskutieren; spannender und erschreckender ist es, die neuen Ziele zu erkennen, die weit über die Grenzen der Ukraine reichen.

Mit dem Krieg

beginnt der Übergang vom liberal-globalistischen amerikanischen Egozentrismus zu einer wirklich multipolaren Welt – einer Welt, die nicht auf Regeln beruht, die irgendjemand sich zu seinem eigenen Nutzen ausgedacht hat und hinter denen nichts steht als sein Streben nach Hegemonie; nicht auf heuchlerischer Doppelmoral, sondern auf Völkerrecht, auf wahrer Souveränität der Völker und Zivilisationen, auf ihrem Willen, ihre historische Bestimmung zu erfüllen, gemäß ihren eigenen Werten und Traditionen zu leben und eine Zusammenarbeit auf der Grundlage von Demokratie, Gerechtigkeit und Gleichberechtigung zu entwickeln. Es ist offensichtlich, dass diese Entwicklung nicht mehr zu stoppen ist.

Nimmt man diese Rede und das neue vorläufige Kriegsziel, einen Regierungswechsel in Kiew, der ein friedliches Zusammenleben zwischen den Ukrainern und Russen ermöglichen soll, wird deutlich, dass eine neue Ausweitung und Verschärfung geplant ist.

Dafür soll eine Einheitsfront im Inneren gebildet werden und Kritiker des Westens sollen verbunden werden, wobei man nicht wählerisch ist. Linke wie Rechte sind willkommen, wenn es gegen den "kollektiven Westen" geht.

Passend zu diesem Unpiq ist dieser Beitrag aus der NZZ, der zeigt, wie Kreml-freundliche News-Sites in der Schweiz und in Deutschland ein großes Publikum erreichen und diese klassischen und – da anders finanziert – kostenlosen Medien sind bei der Desinformation weitaus effektiver als Social-Media-Plattformen. Der Schlussabsatz:

Teilweise greift die russische Desinformation offenbar auch in der Schweizer Politik. So veröffentlichte die Zürcher «Weltwoche» just am Tag des Einfalls von Russland in die Ukraine einen Text über den im Westen angeblich missverstandenen Wladimir Putin. Die Argumentationslinie des Artikels ist in Beiträgen von Nachrichtenportalen wie Gazeta.ru oder Tsargrad.ru seit Jahren ein Dauerbrenner. Immerhin ist der Verleger und Chefredaktor der «Weltwoche» Zürcher Nationalrat.

Hier zeigt sich, dass bei der Neuordnung der Welt neue Progagandaformate wirken, die stärker analysiert werden sollten.

Wir müssen gewarnt sein, wenn der Gewaltherrscher im Kreml in seiner Rede sagte:

Der Westen, der einst Prinzipien der Demokratie wie Freiheit des Worts, Pluralismus und Wertschätzung für die Meinung des Anderen hochgehalten hat, degeneriert heute zum genauen Gegenteil – zum Totalitarismus. Dazu gehören Zensur, die Schließung von Medien und die willkürliche Behandlung von Journalisten und Personen des öffentlichen Lebens.


Unpiq: Der Gewaltherrscher will den Krieg ausweiten

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Kommentare 1
  1. Dominik Lenné
    Dominik Lenné · vor mehr als 2 Jahre

    Danke, uns hier über die "gegnerische" Erzählung auf dem Laufenden zu halten.

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