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Zeit und Geschichte

Und so gingen wir lange über die Knochen – Babyn Jar

Achim Engelberg
schreibt, kuratiert, gibt heraus
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Achim EngelbergFreitag, 27.01.2023

Babyn Jar steht für die Verbrechen im 20. Jahrhundert. Und mittlerweile auch für den Krieg in und um die Ukraine.

Warum?

Am 29. und 30. September 1941 ermordeten Einsatzgruppen der deutschen Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes sowie ihre willigen Helfer innerhalb von nur zwei Tagen mehr als 33.000 jüdische Männer, Frauen und Kinder.

Bereits im Februar 2022 trafen russische Raketen das Monument, das an die Schrecken von Babyn Jar erinnern soll. In einem Krieg, der angeblich der "Entnazifizierung" der Ukraine dient, ist gleich am Beginn das Denkmal für die ermordeten Juden beschädigt worden.

Babyn Jar, das schrecklichste Einzelverbrechen des Zweiten Weltkriegs, wird in diesem zweiteiligen Hörspiel aus der Anonymität der Zahlen in die Individualität des Einzelnen geholt.

Das Werk ist eine große Montage aus Tagebuchaufzeichnungen, Interviews, Verhörprotokollen und Literatur, etwa von Ilja Ehrenburg oder Anatoli Kusnezow.

Schon der berühmte russische Komponist Dimitri Shostakovich widmete seine 13. Symphonie den Opfern. Sie ist hier zu hören.

In Aufzeichnungen von Wehrmachtsangehörigen malt sich einer die Hilfe für seine Kinder aus, wenn die in ein paar Jahren im Geschichtsunterricht das Thema haben "Die Vernichtungsschlacht von Kiew". Dann kann er seinen Nachkommen seine Erfahrungen erzählen, die Details, die in den Büchern nicht erwähnt werden.

Andere verdrängen bewusst:

Wir wären nicht in der Lage zu kämpfen, wenn wir zuviel nachdenken würden.

Wenige Tage zuvor hatte die Wehrmacht die Schlacht um Kiew gewonnen – unter größeren Verlusten als erwartet. Das diente den Kommandeuren als Anlass, die geplante Ermordung der in der Stadt verbliebenen Kiewer Juden als Strafaktion zu maskieren: Die Nazis gaben "den Juden" die Schuld am Tod Hunderter Wehrmachtssoldaten.

Fabian von Freier und Andreas von Westphalen vertrauen den Dokumenten, ihrer Kraft und ihrer Präzision durch Montage. Das Gejammer eines Mitglieds des Sonderkommandos 4a, welche Nervenkraft es koste, den ganzen langen Tag Menschen zu erschießen, zeigt für sich schon, wie jeder Maßstab verloren gegangen ist. Dagegengeschnitten sind Erinnerungen einer Frau, die als fünfjähriges Mädchen, unter Leichen liegend, überlebte. So bricht die Distanz, die man als Hörer aus Selbstschutz womöglich errichtet hat.

Und hier geht es zum zweiten Teil des Dokumentarhörspiels Babyn Jar.

Das Werk ermöglicht es, sich besser der Shoah anzunähern zu können, was gerade am 27. Januar, dem Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust (International Holocaust Remembrance Day), nötig ist.

Das Massaker in der Schlucht von Babyn Jar war ein weiterer Schritt zur Industrialisierung des Völkermordes.

Und so gingen wir lange über die Knochen – Babyn Jar

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Kommentare 3
  1. Lutz Müller
    Lutz Müller · vor fast 2 Jahre

    Yad Yashem veröffentlichte erschütternde Augenzeugenberichte von Überlebenden des Massakers. Unter ihnen war David Ayzenberg, der als Jugendlicher überlebte: www.youtube.com/watch?.... (Untertitel EN)
    Auch im Alter kann er nicht ohne Tränen darüber sprechen.

  2. Lutz Müller
    Lutz Müller · vor fast 2 Jahre · bearbeitet vor fast 2 Jahre

    Vielen Dank. Ich hatte selber vor, über Babyn Jar zu schreiben und tue es jetzt mit einer Ergänzung.

    Der Link im Piq zur 13. Symphonie von Dmitri Schostakowitsch führt zur Aufführung am Ort des Geschehens unter Leitung von Thomas Sanderling. Die FAZ berichtete darüber anlässlich des 80. Geburtstags des Dirigenten. Im Artikel ist auch ein sehenswerter Videobeitrag (DW Classical, 9 min) verlinkt: www.faz.net/aktuell/fe....

    Sanderling spricht über die Macht der Musik und erzählt von seinen Begegnungen mit dem Komponisten. Und auch darüber, wie schwer es dieses große Kunstwerk zu Sowjetzeiten hatte, als die Führung zu den Morden von Babyn Jar schwieg.

    1. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor fast 2 Jahre

      Danke für alle wichtigen Ergänzungen.

      Vielleicht noch ein Hinweis auf dieses Buch, in dem das Massaker der Glutkern ist, das sich aber der gesamten zerklüfteten Geschichte der Region annähert:
      https://www.suhrkamp.d...

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