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Europa

Ukrainische Grenzüberschreitungen

Sascha Zastiral
Korrespondent in London
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Sascha ZastiralMittwoch, 28.08.2024

Mit ihrem Einmarsch in Russland habe die Ukraine nicht nur „Russlands Grenzen“ überschritten. Mit ihrer überraschenden Offensive in der Region um Kursk habe die Regierung in Kyjiw auch jene Grenzen überschritten, die ihr Washington auferlegt habe, glaubt Gideon Rachman, Chefkommentator für Außenpolitik der Londoner Financial Times. Und das offenbar ganz bewusst.

Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine vor zweieinhalb Jahren habe sich die Regierung von US-Präsident Joe Biden zwei Ziele gesetzt: Die Ukraine zu unterstützen und „einen Dritten Weltkrieg zu vermeiden“, schreibt Rachman. Wären die USA gezwungen, zwischen diesen beiden Zielen zu wählen, würde sie sich eindeutig für das letztere entscheiden, glaubt der FT-Journalist.

Eine ähnliche Vorsicht könne man bei Ländern wie Deutschland beobachten, wo ebenfalls die Sorge vor einer Eskalation vorherrsche. Diese Sorge nehme mit einer wachsenden Nähe zu Russland jedoch ab: „Länder, die nahe der Frontlinie liegen und sich direkt von Russland bedroht fühlen - wie Estland und Polen - haben darauf gedrängt, der Ukraine modernere Waffen und mehr Freiheiten bei deren Einsatz zu geben“, schreibt Rachman.

Die Befürchtungen, dass es zu einer nuklearen Konfrontation zwischen Russland und dem Wesen kommen könnte, sei dabei nicht nur rein theoretisch, schreibt Rachman weiter. Schließlich hätten 2022 US-Geheimdienste „bisweilen detaillierte“ Gespräche zwischen russischen Militärs abgefangen, die von einem Atomkrieg gehandelt hätten.

Einige westliche Analysten, wie etwa Phillips O’Brien von der University of St. Andrews, glaubten, dass Kyjiw mit seiner Kursk-Offensive bewiesen habe, dass die russischen Warnungen vor einer nuklearen Eskalation nicht viel mehr seien als leere Drohgebilde, erklärt Rachman.

Bidens Berater fürchteten dennoch weiterhin, dass Putin auf Atomwaffen zurückgreifen könnte, wenn man ihn mit einer „totalen Niederlage“ konfrontieren würde. Wenn sich die Ukrainer beschwerten, dass ihre Verbündeten „Angst vor der Vorstellung eines Sieges“ hätten, konstatiert Rachman trocken, „haben sie Recht.“

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