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Kurator'in für: Feminismen Liebe, Sex und Wir Kopf und Körper
Theresa Lachner ist Journalistin, systemische Sexualberaterin und Gründerin des größten deutschsprachigen Sexblogs LVSTPRINZIP, sowie des gleichnamigen Podcasts und Buchs (Aufbau/Blumenbar 2019).
Sie schrieb u.a. für Business Punk, NEON, Spiegel Online, ZEIT sowie diverse Frauenzeitschriften und ist Chefredakteurin von SCHRIFT X, dem Magazin von Beate Uhse.
Als systemische Sexualberaterin arbeitet sie sowohl mit Menschen im Einzel- und Paarsetting, als auch mit Unternehmen und Marken von Krankenkasse über Werbeagentur bis Coffeeshop und Dokumentarfilm an einem befreiteren Umgang von Sexualität und Gesellschaft.
Sexuelle Bildungsarbeit ist das sinnstiftendste Berufsfeld, das ich mir für mich vorstellen kann. Mein Kollege Carsten Müller von der Praxis für Sexualität bekam aufgrund dieses Berufs jetzt Morddrohungen.
Grund ist sein Aufklärungsbuch: „Von wegen Bienchen und Blümchen“. Laut Klappentext ein Buch über Aufklärung, Gefühle und Körperwissen für Kinder ab 5. Es hat sich extrem gut verkauft, über 70.000mal in zehn Auflagen. Dass es da auch negative Rezensionen gibt, ist nicht ungewöhnlich - auffällig ist allerdings, dass sie alle denselben Grundtenor haben: „Frühsexualisierung! Unsere Kinder sollen Kinder bleiben!"
Seit einigen Jahren taucht dieser Begriff wieder vermehrt auf. Er wird insbesondere im rechtskonservativen und rechtspopulistischen Spektrum genutzt, um Sexualpädagogik und Antidiskriminierungspolitik abzuwerten und den Erhalt traditioneller Familienbilder und patriarchale Machtstrukturen zu stärken. Laut Dr. Imke Schmincke vereinen sich hier gleich drei Themenkomplexe, die für Konservative schwierig sind: die der Gleichberechtigung der Geschlechter, der Gleichstellung homosexueller Paare und der Sexualpädagogik.
Das Kind gilt in dieser rechten Rhetorik als unbeschriebenes Blatt, das möglichst lange vor potentiell schädlichen Umwelteinflüssen bewahrt, und gar nicht erst auf "Ideen" wie Homosexualität oder trans-sein gebracht werden soll.
Nur um das an dieser Stelle noch mal ganz klar zu betonen: kein Kind wird später mal queer, weil es bei einer Drag Queen Lesung war.
Außerdem lässt der Begriff außer acht, dass auch Kinder sexuelle Wesen sind - männliche Embryonen haben beispielsweise schon im Mutterleib Erektionen - auch wenn sich ihre Sexualität natürlich wesentlich von der von Erwachsenen unterscheidet.
Die Studienlage zeigt ganz klar: Sexuelle Bildung ist Gewaltprävention. Der Großteil der Sexualisierten Gewalt an Kindern im Vorschulalter geht vom nahen und familiären Umfeld aus. Kinder, die konkrete Begriffe für ihre Genitalien kennen, und wissen, wer sie wo anfassen darf und wer nicht, können sich schneller Hife holen, Geschehenes besser einordnen, und werden, auch das zeigt die Evidenz, später selbst seltener zu Sexualstraftätern als unaufgeklärte Kinder.
Diese Faktenlage wird von Rechtspopulisten komplett ignoriert - und Menschen, die sich für sexuelle Bildung, Gewaltprävention und Diversität einsetzen, bekommen Morddrohungen. Das passiert nicht nur Carsten Müller - auch andere Menschen im Bildungsbereich, mit denen ich gesprochen habe, erleben gerade einen massiven Backlash.
Quelle: Lars Lindauer krautreporter.de
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