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Kurator'in für: Medien und Gesellschaft Kopf und Körper Flucht und Einwanderung Fundstücke Feminismen
piqd für euch die Perlen unter den Radio Features. (Bis Ende 2017 für Deutschlandfunk Kultur, inzwischen unabhängig und senderübergreifend).
Lebt und arbeitet als freie Autorin, Regisseurin und Produzentin mit Schwerpunkt künstlerisches Feature in Berlin. Hat alles mögliche an Geisteswissenschaften studiert und ist Absolventin der EBU Master School on Radio Features. Sie veröffentlichte außerdem ein erfolgloses Hip Hop Album, arbeitete sich durch bislang sieben musikalische Stilübungen von Reggae bis Death Metal, und hat trotz aller Widrigkeiten zwei wunderbare Kinder in die Welt gesetzt.
Schon mehrfach ist mir der Autor Fritz Tietz mit originellen und unterhaltsamen Features aufgefallen. Nun habe ich ein weiteres entdeckt mit dem Titel "Unbekannte Bekannte - 'Schön, Sie nicht kennenzulernen!'" Eine Deutschlandfunk-Produktion aus dem Jahr 2018, die aktuell in meine PodcastApp gespült wurde.
"Seit Pinneberg sitzt einer neben mir, der in Kiel im selben Gebäude wie ich arbeitet. Ich kenne den schon länger. Wir fahren beide immer vom Hauptbahnhof mit dem 11-er bis Haltestelle Auberg. Von da haben wir dann denselben Fußweg zum Kiwi-Tower. Ich hab mit dem noch nie ein Wort gesprochen, nicht mal beiläufig gegrüßt hab ich den, obwohl wir manchmal auch nach Feierabend im selben Bus sitzen."
Im Feature beschäftigt sich Tietz mit den "unbekannten Bekannten", denen man so im täglichen Leben begegnet. Menschen, die man vom Sehen her, sonst aber nicht kennt und mit denen man sich aber irgendwie doch bisweilen beschäftigt. Soll man sich grüßen? Besser nicht, findet der Autor:
"Denn wenn man das einmal tut, dann muss man das immer. Und dann wollen sie ständig mit einem reden, und dann wird's schnell klebrig, und am Ende laden sie einen zum Grillen ein. Oder zum Gruppensex."
Tietz erinnert sich an einige dieser anonymen Begleiter, spürt sie auf- und ihnen nach. Das hat mitunter etwas verschmitzt Voyeuristisches, das einfach nur Vergnügen bereitet. Schließlich kommt es zur Aussprache mit einem, mit dem es einmal einen Vorfall gab, wo der Autor sich entscheiden musste: Spricht er den unbekannten Bekannten an oder lässt er es bleiben? Aber was hätte das für Folgen? – Er entschied sich dazu, den Mann in der Bahn schlafen zu lassen – der damit den sonst gemeinsamen Ausstieg an der Haltestelle verpasste (und somit vermutlich zu spät zur Arbeit kam). Nun möchte Tietz erfahren: Hat der unbekannte Bekannte es ihm übel genommen?
"Ich will nicht in Kontakt mit Menschen treten, indem ich einen Blick mit ihnen wechsle, diese Art Intimität fordern jedoch die Menschen, und sie sprechen mit Unwillen von einem, der die Leute nicht ansieht. Sie glauben ein Recht zu haben, in die hineinzusehen, denen sie begegnen."
Auch Schriftsteller zehren von unbekannten Bekannten. Sie sind bisweilen Objekte ihrer Beobachtung und Inspirationsquelle für ihre Texte. Tietz trifft unter anderem den Musiker und Schriftsteller Max Goldt, der Tietz zunächst seine knarzende Badezimmertür vorführt – und den Autor Wilhelm Genazio, der Ende 2018 verstarb. Vor dem Interview hatte Tietz allerdings erst einmal das unangenehme Vergnügen, mit dem Büchner-Preisträger im Fahrstuhl stecken zu bleiben.
Aber eigentlich kann jeder, so auch ein alter Kollege, etliches zum Thema beitragen:
"Mir ist mal das Gegenteil passiert. Ich bin mal gefragt worden von einem Typen, der da auch so rumhängt. Der wollte von mir wissen, was ich hier eigentlich mache, weil der mich da auch jeden Tag gesehen hat. Und dann hab ich zu ihm gesagt, ja, das wüssten Sie wohl gerne, dann wären Sie ja im Vorteil mir gegenüber. (...) Also es sind einfach auch Leute, die wollen einfach so ein paar soziale Kontakte, und die glauben auch, dass sie auch ein gewisses Anrecht darauf haben, aber ich habe so für mich festgestellt, wenn man solchen Leuten den kleinen Finger gibt, die nehmen sofort die ganze Hand."
Ein originelles und unterhaltsames Feature!
Quelle: Fritz Tietz Bild: Etienne Girardet ... www.ardaudiothek.de
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okay man muss nicht jeden kennenlernen den man nur beiläufig "kennt"; aber der Tenor das komplett abzuwehren stößt mir doch negativ auf.
Der ganze Kreis von unbekannten Bekannten definiert für mich ... Heimat. Das sind die Leute die zu meiner Heimatstadt und zu meinem Alltag gehören. und ja ich muss nicht dem Drang nachgeben sie unbedingt richtig zu kennen.
Aber im kleinen Maße sozial zu interagieren ist die Basis von Sozialität überhaupt.
...den Typen anzustupsen an der Haltestelle hätte sicher nicht das Tor zur Hölle geöffnet :-)
Das ist sozial krank. Ich bin nur froh, dass es Kulturen (z. B. wo ich wohne, am Land, aber auch grob verallgemeinert, im "Süden") gibt, wo dieses zwanghafte Monadenverhalten die Ausnahme ist, wo man jederzeit die Chance zur Kontaktaufnahme hat, wo "sozialer Raum" keine abstrakte Raumplaner-Vokabel ist, sondern gelebte Wirklichkeit. Es gibt keine effektivere Weise, der Blasenbildung und der immer zersplitternderen Segregation entgegenzuwirken, als die Normalität, jede und jeden im öffentlichen Raum anzuquatschen.
Lustige Überschrift!