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Zeit und Geschichte

Gefährliche Nähe – wie die Viehzucht dem Menschen neue Krankheiten einbrachte

Hauke Friederichs
Journalist und Autor
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Hauke FriederichsSamstag, 29.02.2020

Der Schritt vom Jäger und Sammler zum sesshaften Bauer und Viehzüchter haben dem Homo Sapiens viele Vorteile gebracht: mit der Neolithischen Revolution wurden die Gemeinschaften größer, Dörfer entstanden, Arbeitsteilung brachte Spezialisten hervor. Die Nähe zu den Nutztieren allerdings bescherte dem sesshaften Menschen, der sich oft das Haus mit Kühen, Schweinen, Hunden, Katzen und ungewollt auch mit Schädlingen teilte, Konfrontationen mit neuen Krankheitserregern.

Das zeigen Untersuchungen des Max-Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte in Jena. Die Experten haben bis zu 6500 Jahre alte Bakterien-Genome analysiert. Dabei kam eine neu entwickelte computergesteuerte Methode zum Einsatz. Die Proben nahmen die Forscher aus 2739 Skeletten, frühen Opfern von Salmonelleninfektionen. Aus Zahnnerven gewannen die Wissenschaftler das Erbgut für ihre Studie. Die menschlichen Überreste stammten aus verschiedenen Regionen des heutigen Europas und von verschiedenen Gruppen: Jäger und Sammler, aber auch Hirten sowie sesshaften Züchtern. Das Geschichtsmagazin Damals stellt die Ergebnisse vor, passend zu den aktuellen Berichten rund um den aktuellen Corona-Virus.

"Den genetischen Merkmalen zufolge infizierten die frühen Formen dieser Erreger im Gegensatz zu heutigen Versionen sowohl Menschen als auch Tiere, was ihre Entstehung im Rahmen der Viehhaltung nahelegt", schreibt Damals.

Auf acht unterschiedliche Genome von Salmonella enterica stießen die Forscher. Sie wollen besser verstehen, wie sich der bakterielle Erreger im Verlauf der 6500 Jahre entwickelte und verbreitete.

"Besonders interessant war dabei: Bei den von den Landwirten und Viehzüchtern stammenden Salmonellen-Genomen handelte es sich um Vorläufer des Bakterienstammes Salmonella Paratyphi C", schreibt Martin Vieweg für Damals. "Die heutige Version infiziert speziell Menschen und löst typhusähnliche Symptome aus, die zum Tode führen können. Aus den genetischen Merkmalen der historischen Salmonellen geht hingegen hervor, dass sie noch nicht völlig an den Menschen angepasst waren und auch noch Tiere infizierten."

Auch das aktuelle Corona-Virus geht auf Kontakte von Menschen zu Tieren zurück. Die ersten Patienten sollen sich mit dem Vorläufer des SARS-CoV-2 Anfang Dezember auf einem Markt für Wildtiere in Wuhan in der chinesischen Provinz Hubei infiziert haben, teilt das Robert-Koch-Institut mit.

Gefährliche Nähe – wie die Viehzucht dem Menschen neue Krankheiten einbrachte

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Kommentare 2
  1. Emran Feroz
    Emran Feroz · vor mehr als 4 Jahre

    Danke für den Beitrag. Es ist ja vor allem die moderne Viehzucht, die in dieser Hinsicht ein großes Problem darstellt und deshalb auch hoffentlich bald verschwindet. Das würde nicht nur dem Menschen gut tun, sondern auch dem ganzen Planeten.

    1. Hauke Friederichs
      Hauke Friederichs · vor mehr als 4 Jahre

      Sicherlich stellt die moderne Viehzucht ein großes Problem dar - etwa wegen der zunehmen Antibiotika Resistenz von Krankheitsauslösern. Seuchen wie Sars oder Ebola gehen aber auf Wildtiere zurück. Deswegen fand ich diesen historischen Blick so spannend, der die Aufmerksamkeit auf Nutztiere lenkt.

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