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Klima und Wandel

Bericht über die "Irreführungskampagne" der Öl-Industrie

René Walter
Grafik-Designer, Blogger, Memetiker | goodinternet.substack.com

Irgendwas mit Medien seit 1996, Typograph, Grafiker, Blogger. Ask me anything.

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René WalterMittwoch, 08.05.2024

Vor zwei Monaten berichtete ich hier auf Forum.eu über ein neues Paper, das aufzeigte, wie Ölkonzerne bereits seit den 1960er Jahren gegen Green Tech lobbyierte während sie gleichzeitig jährlich hunderte von Millarden an Subventionen einstrichen. Dies ist kein Zufall.

Ein neuer Bericht des amerikanischen Ausschusses für Aufsicht und Rechenschaft  (der größte Untersuchungsausschusses des Repräsentantenhaus) zeigt auf, wie diese nur als Heuchelei zu bezeichnende Praxis nur einen kleinen Teil der "Klima-Strategie" der Öl-Industrie darstellt. Der Bericht des einflussreichen Ausschusses wirft den Konzernen nicht weniger als eine "Irreführungskampagne" aus "Täuschung, Desinformation und Doppelzüngigkeit" vor.

Im Einzelnen zeigt der Bericht und die vom Ausschuss des Repräsentantenhauses eingeklagten Dokumente, dass

  • man öffentlich Erdgas als klimafreundliche, grüne Energieform anpreiste, während die Konzerne intern genau über die wissenschaftlichen Beweise unterrichtet waren, laut denen Erdgas genauso klimaschädlich ist, wie Kohle, und dass Erdgas ebenso inkompatibel mit den politisch gestellten Emissionsreduktionszielen ist.
  • man intern von den Zielvorgaben des Pariser Abkommens als "nicht erreichbare Ziele und unvereinbar mit den Businesspläne" sprach.
  • die Ölindustrie gegen Klimagesetze lobbyierten, während sie öffentlich ihre Unterstützung zusagten.
  • sie öffentlich für Carbon Capture eintraten, während man intern davon sprach, dass Carbon Capture im nötigen Maßstab nicht profitabel genug sei, gemessen an einem "free-to-pollute business model".
  • sie gezielt Industrieverbände, Think Tanks und NGOs einsetzen, um irreführende Narrative zu verbreiten und Taktiken einzusetzen, mit denen die Konzerne selbst nicht assoziiert werden wollen. (Vor einem halben Jahr zeigten einige Medienartikel  wie das Atlas Network, ein Netzwerk aus ThinkTanks finanziert von den Koch Brothers, anscheinend Einfluss nahm auf den FDP-Abgeordneten Frank Schäffler, der Klimaaktivisten der Letzten Generation immer und immer wieder als "Terroristen" und "kriminelle Vereinigung" bezeichnete, was sicher nicht unmaßgeblich für die Entscheidung war, landesweite Hausdurchsuchungen bei Kids durchzuführen. Die Polizei sprach damals von "Untersuchungen aufgrund des Verdachts der Bildung einer kriminellen Vereinigung". Ich kann verstehen, dass die Ölkonzerne mit solchen durchaus gefährlichen Irreführungen von Sicherheitskräften nicht assoziiert werden möchte.)
  • die Ölindustrie Partnerschaften mit Wissenschaft und Forschung eingeht, um geziehlt Studien zu finanzieren, die mit ihren Business-Plänen in Einklang stehen, während sie gleichzeitig kritische Stimmen und Aktivisten verfolgt und überwacht. So hat Shell etwa in internen E-Mails davon gesprochen, wissenschaftliche Mitarbeiter an der Uni Berkeley einzuschleusen, und Vertreter von British Petrolium sprachen davon, kritische Wissenschaftler an den Rand zu drängen.
  • alle sechs untersuchten Konzerne und Organisationen die Untersuchung des Repräsentantenhauses blockierten und verzögerten, nicht kooperierten, und mehr als 4000 angeforderter Dokumente trotz juristischer Vorgaben nicht herausgaben.

An der globalen Klimakonferenz der UN im Jahr 2021 nahmen 503 Lobbyisten der Fossil Fuel Industrie teil. Im nächsten Jahr waren es 636. Ein Jahr später schoss die Anzahl der Lobbyisten, die auf dem wohl wichtigsten Treffen zur Koordination und Verhandlung von "Climate Action" die im Bericht herausgearbeitete Strategie der "Täuschung, Desinformation und Doppelzüngigkeit" an den demokratisch gewählten Vertretern der weltweiten Öffentlichkeit anwendeten auf sagenhafte 2456. Die Anzahl der Lobbyisten der Öl-Industrie übertraf die Anzahl aller anderen Länderdelegationen, mit der Ausnahme von Brasilien und dem Gastgeberland der Vereinigten Arabischen Emirate.

Der Bericht des Untersuchungsausschusses ist ein weiterer vernichtender Beweis dafür, dass Vertreter der Öl-Industrie an den Verhandlungstischen, wo über die umweltpolitische Zukunft des Planeten und das Überleben von Millionen von Menschen in der gar nicht so fernen Zukunft entschieden wird, nichts zu suchen haben.

Während der Anhörung der Experten und Autoren des Berichts im US Senat sagte Bernie Sanders: "Ich denke es ist an der Zeit, die Leute, die dieses Problem verursachten und wissentlich Lügen darüber verbreiteten, dazu aufzufordern, die Rechnung zu bezahlen". Ich stimme dem zu und denke, diese Forderung ist überfällig: Make them Pay.

Bericht über die "Irreführungskampagne" der Öl-Industrie

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