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Kurator'in für: Flucht und Einwanderung Literatur Fundstücke Zeit und Geschichte
Dissertation über John Berger (Dr. phil.). Seine Essays und Interviews, seine Reportagen und Rezensionen erscheinen u. a. in Neue Zürcher Zeitung, Blätter für deutsche und internationale Politik, Sinn und Form, Jacobin und Lettre International. Als Historiker wertet er den in der Berliner Staatsbibliothek vorliegenden Nachlass seines Vaters aus. So erschienen »Die Bismarcks. Eine preußische Familiensaga vom Mittelalter bis heute« (2010, zusammen mit Ernst Engelberg) oder die von ihm herausgegebene Neuedition von Ernst Engelbergs »Bismarck. Sturm über Europa« (2014). Als Buchautor publizierte er zuletzt das literarische Sachbuch »An den Rändern Europas« (2021).
Es ist ein alarmierender Text, den die indisch-britische Autorin Arundhati Roy als Dankesrede für den Erhalt des europäischen Essay-Preis 2023 hielt.
Zum einen geht der Blick auf eine Autorin, die im letzten Vierteljahrhundert in ihren politischen Essays
Schritt für Schritt Indiens Abstieg – obwohl manche es als Aufstieg betrachten – dokumentiert, zunächst in eine Tyrannei der Mehrheit und dann in einen vollständig entwickelten Faschismus. Ja, es gibt in Indien weiterhin Wahlen, und um sich eine verlässliche Basis zu sichern, verbreitet die regierende Bhartiya Janata Partei (BJP) ihre Botschaft von der Vorherrschaft der Hindus unermüdlich in der Bevölkerung von 1,4 Milliarden Menschen. Deshalb sind Wahlen die Hauptzeit für Morde, Lynchjustiz und unterschwelligen Rassismus – die gefährlichste Zeit für Indiens Minderheiten, insbesondere für Muslime und Christen.
Zum anderen stieg Indien zum bevölkerungsreichsten Land der Welt auf; es leben dort mehr Menschen als in China.
Viele Widersprüche, Gefahren und Konflikte, die auch in anderen Weltgegenden relevant sind, sieht man auch dort; so etwa der neue Faschismus, den auch Berthold Franke in diesem piq als international betrachtet.
Es ist erschreckend, wie die Autorin beispielstark darlegt, wie das autoriäre und rassistische Indien der Gegenwart von den Führern des "Westens" hoffiert wird.
Arundhati Roys Beispiele für das Versiegen des demokratischen Aufbruchs nach 1989 sind prägnant, offensichtlich und rasche Lösungen gibt es wohl nicht:
Was in Indien geschieht, hat nichts mit einer lockeren Variante des Internetfaschismus zu tun. Es ist ernst. Wir sind zu Nazis geworden. Nicht nur unsere Anführer, nicht nur unsere Fernsehkanäle und Zeitungen, sondern auch weite Teile der Gesellschaft. Eine große Zahl von Menschen der indischen Hindubevölkerung in den USA, Europa und Südafrika unterstützt die Faschisten politisch und auch materiell. Um unser Seelenheil willen und das unserer Kinder und Enkel müssen wir uns erheben. Es kommt nicht darauf an, ob wir Erfolg haben oder scheitern. Diese Verantwortung liegt nicht nur bei uns in Indien. Schon bald, wenn Modi 2024 gewinnt, werden alle Wege des Widerspruchs verschlossen sein. Niemand unter Ihnen in diesem Saal darf vorgeben, nicht gewusst zu haben, was vor sich ging.
Quelle: Arundhati Roy Bild: Arundhati Roy be... www.blaetter.de
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gut gepiqd, achim, danke dafür!
Danke für diesen Beitrag! Es ist einfach grauenvoll, das in dieser Deutlichkeit zu erfahren. Man schämt sich, den Begriff "Demokratie" noch zu verwenden.