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Zeit und Geschichte

Vom Auf- zum Umschwung? – Oststolz und Osttrotz vor den Wahlen

Achim Engelberg
schreibt, kuratiert, gibt heraus
Zum Kurator'innen-Profil
Achim EngelbergFreitag, 30.08.2024

Die Wahlen im Osten erhöhen das Interesse am Osten.

Da Wahlen auf dem Gebiet der untergegangenen DDR, dem Westrand des russischen Imperiums, bevorstehen und Umfragen darauf deuten, dass die Wahlergebnisse anders als im ehemaligen Ostrand des amerikanischen Imperiums sind, ist es die Zeit der Interpreten und Deuter.

Steffen Mau, Soziologe an der Humboldt-Universität, bricht mit der jahrzehntelangen Gewissheit, im Osten findet eine nachholende Modernisierung statt und es kommt zu einer Angleichung. 

"Ungleich vereint. Warum der Osten anders bleibt", hier ein Link zum yourbookshop, ist das Buch der Stunde.

Wichtige Erkenntnisse fasst er im empfohlenen Beitrag in den BLÄTTERN FÜR DEUTSCHE UND INTERNATIONALE POLITIK, der zum Besten gehört, was man dazu lesen kann.

Sein Fazit:

Um (ostdeutsche) Interessen zu organisieren und neue Verständigungsprozesse anzustoßen, braucht man allerdings keinen starken kulturalistischen Überschuss. Forderungen nach Gleichbehandlung und Repräsentation oder einer Öffnung des Diskurses können sich problemlos auf einen sozialen und geografischen Erfahrungsraum beziehen, ohne dass man diesen identitätspolitisch überhöhen oder essentialisieren muss. Das heißt, dass Ostdeutsche – wie andere Gruppen – Identitäten und Betroffenheiten zur Politisierung und (Selbst-)Thematisierung nutzen können und dass sie erwarten dürfen, dass die Mehrheitsgesellschaft ihrerseits ihren Blick hinterfragt und erweitert. Umgekehrt bleibt es geboten, immer wieder auf Distanz zur eigenen Identität zu gehen und sie nicht zum absoluten Maßstab werden zu lassen. Die Herstellung eines identitären und selbstbezüglichen Ostens führt in Sackgassen, aus denen man nicht so leicht wieder herauskommt.

Wem diese intellektuelle Grundversorgung nicht reicht, dem sei zur Kür ein Dossier zum "Umschwung Ost" auf SOZIOPOLIS empfohlen, in dem Künstler und Wissenschaftler schreiben. So sieht Alexander Leistner einen „Ein Hauch von Wendestimmung!“ - Ostdeutsche Protestkultur zwischen 2015 und 2024 oder Manja Präkels beleuchtet in "Zwischen Leere und Tribüne" die Straße als Schauplatz von unsichtbaren und sichtbaren Kämpfen.



Vom Auf- zum Umschwung? – Oststolz und Osttrotz vor den Wahlen

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Kommentare 4
  1. Evelyn Kuttig
    Evelyn Kuttig · vor 3 Monaten

    Ich bedanke mich auch!
    Nun besuche ich schon seit einigen Wochen diese Website eines Bayern, der für jedes Bundesland alle Wahlprognosen aktualisiert und nach meiner Ansicht aussagekräftig zusammenfasst: https://dawum.de/Sachsen/ ... Wir werden es erleben.

    1. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor 3 Monaten

      Gern geschehen.

  2. Anne Hahn
    Anne Hahn · vor 3 Monaten

    danke, ein sehr kluger und differenzierter text im allgemeinen wutgebrüll. steffen (nicht stefan) mau gelingt ein antropologischer blick auf eine nicht homogene menschengruppe.

    1. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor 3 Monaten

      Danke. Find ich auch, aber auch das Dossier von Soziopolis ist nicht schlecht. Steffen, natürlich, weil ich zeitgleich was über einen Stefan schrieb...

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