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Kurator'in für: Flucht und Einwanderung Literatur Fundstücke Zeit und Geschichte
Dissertation über John Berger (Dr. phil.). Seine Essays und Interviews, seine Reportagen und Rezensionen erscheinen u. a. in Neue Zürcher Zeitung, Blätter für deutsche und internationale Politik, Sinn und Form, Jacobin und Lettre International. Als Historiker wertet er den in der Berliner Staatsbibliothek vorliegenden Nachlass seines Vaters aus. So erschienen »Die Bismarcks. Eine preußische Familiensaga vom Mittelalter bis heute« (2010, zusammen mit Ernst Engelberg) oder die von ihm herausgegebene Neuedition von Ernst Engelbergs »Bismarck. Sturm über Europa« (2014). Als Buchautor publizierte er zuletzt das literarische Sachbuch »An den Rändern Europas« (2021).
Sasa Stanisic ist nur ein Beispiel. Auch andere, von mir gern gelesene, in Jugoslawien geborene Autoren wie Aleksandar Hemon behaupten Ähnliches über Handke:
Dass ich hier heute vor ihnen stehen darf, habe ich einer Wirklichkeit zu verdanken, die sich dieser Mensch nicht angeeignet hat ... Er sagt, dass es unmöglich ist, dass diese Verbrechen geschehen konnten.
Das wird – weil sie dort geboren sind? – nun wiederholt – auch auf piqd!
Ich zitiere aus dieser Ausgabe, in der auch der Visegrad-Text steht, den Stanisic verfälscht.
Es gibt von Handke Medienkritik, aus einer solchen stammt die von Stanisic zitierte Ansicht, aber die Massaker leugnet Handke nicht. Zu Srebrenica sagt er auf S. 147, dass er jene nicht in Frage stelle:
Aber ich möchte dazu fragen, wie ein solches Massaker denn zu erklären ist, begangen, so heißt es, unter den Augen der Weltöffentlichkeit, und dazu nach über drei Jahren Krieg, wo, sagt man, inzwischen sämtliche Parteien, selbst die Hunde des Krieges, tötensmüde geworden waren, und noch dazu, wie es heißt, als ein organisiertes, systematisches, lang vorgeplantes Hinrichten. Warum solch ein Tausendfachschlachten?
Dabei gibt es während der Fahrt Steigerungen, die in Srebrenica gipfeln.
In Visegrad fragt Handke nach den zerstörten Moscheen. Als er den Ort verlässt, glaubt er, dass die Bewohner ein Geheimnis haben. Die serbischen Freunde wollen nun nicht weiter nach Srebrenica.
Am Ende sind alle verstört:
Wortlos hatten wir drei S.-Besucher uns längst getrennt, in einer Art von Überreizung angesichts der Zerschossenheit und Ausgeräuchertheit ... Und wieder die serbisch-orthodoxe Kirche fast unversehrt ... und unterhalb ... die Reste der Moschee...
Die Reise erfolgte gleich nach dem Krieg: im Winter 1995.
Nicht alles, was Handke über die Zerfalls- und Aufteilungskriege schrieb, ist groß, aber vieles, was ihm jetzt von Vorurteilsblinden vorgeworfen wird, steht so nicht bei ihm – auch nicht später.
Klarheit dazu bringt auch dieser 3sat-Beitrag vom 16.10.2019.
Quelle: Peter Handke, Klaus Kastberger, Sasa Stanisic orf.at
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Es gibt so viele hervorragende junge Schriftsteller, von denen man einen oder mehrere mit dem Preis einer breiten Öffentlichkeit hätte bekannt machen können. Aber nein, warum von den ausgetretenen Pfaden abweichen! Dass das Komitee unbedingt einen alten Mann, der sich mit Kriegs- und Menschheitsverbrechern gemein gemacht hat, "ehren" muss, kann ich nicht nachvollziehen.
Trotzdem war Handtke bei der Beerdigung des verurteilten Kriegsverbrechers Milosevic, der verantwortlich war für das brutale Vorgehen gegen die Albaner im Kosovo,für die Beschießung von Dubrovnik und Sarajewo und für Srebrenica.