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Zeit und Geschichte

Über die gewaltsame Vertreibung der Sudetendeutschen

Dirk Liesemer
Autor und Journalist
Zum Kurator'innen-Profil
Dirk LiesemerDienstag, 02.11.2021

Noch vor ein paar Jahren wäre ein Interview über solch ein Thema wohl kaum möglich gewesen, aber es verändert sich etwas in Tschechien: Mittlerweile wird dort immer offener über die zahllosen Verbrechen gesprochen, die nach dem Zweiten Weltkrieg von Tschechen an ihren einst deutschen Nachbarn begangen worden sind. Die Morde, ob aus Willkür, Rache oder gar Langeweile, galten als tabu.

Bewunderswert akribisch hat ein Team um den Prager Historiker Jiří Padevět in jahrelanger Puzzlearbeit diese Massaker recherchiert. Sein aktuelles, mehr als 700 Seiten starkes Buch "Blutiger Sommer 1945" listet detailliert und nüchtern hunderte von Verbrechen im ganzen Land auf – samt Karten und vielen Bildern.

Im Interview mit dem Magazin "G/Geschichte" erzählt er:

Es überlebte derjenige, der Glück hatte. Punkt. Es war eine Zeit, in der menschliches Leben keinen Wert hatte. Jemand konnte erschossen werden, weil einem anderen seine Armbanduhr gefiel. Oder seine Frau. Manche mordeten auch einfach aus Langeweile.

Über die Täter sagt er:

Es war wirklich ausgesprochen unübersichtlich: Es gab die tschechoslowakische Armee, die Rote Armee, es gab einzelne militärische Einheiten und ungeordnete bewaffnete Trupps, die vor allem geraubt und geplündert haben.

Und zur Rezeption dieses, seines zweiten Buches über den Zweiten Weltkrieg:

Ich hatte kein politisches Motiv dafür, wenn Sie das meinen. Es ist aber schon so, dass viele von denen, die mich für das erste Buch gelobt haben, dann nach dem Erscheinen des zweiten Buches sehr ruhig wurden (lacht).

Das Interview führte Kilian Kirchgeßner, der frei Deutschlandfunk und WDR arbeitet. Erstaunlicherweise ist das Werk hierzulande bislang kaum besprochen worden. Eine Ausnahme bildet die Augsburger Allgemeine; dort heißt es über den Autor:

Vielleicht ist es ein Vorteil, dass mit Padevět ein tschechischer Historiker dieses Buch geschrieben hat, das im Jahr 2016 in Tschechien veröffentlicht wurde und seit Mitte Dezember 2020 auf Deutsch vorliegt. Der 54-jährige Direktor des Prager Academia-Verlages forscht seit Jahren über die Geschichte der böhmischen Länder zwischen 1938 und 1953. Ebenfalls im Fokus seines wissenschaftlichen Interesses stehen der Holocaust sowie der Massenmord an den Roma.

Über die gewaltsame Vertreibung der Sudetendeutschen

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Kommentare 1
  1. Cornelia Gliem
    Cornelia Gliem · vor 3 Jahren

    es haben also nicht nur die Deutschen abgekriegt - wie vielleicht von tschechischen Staat damals beabsichtigt bzw. in kauf genommen. wenn der Staat sich zurückzieht, verroht alles...

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