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Zeit und Geschichte

Taphephobie – oder die Todesangst vor dem Scheintot

Hauke Friederichs
Journalist und Autor
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Hauke FriederichsMittwoch, 12.04.2017

Lebendig begraben zu werden, das scheint eine der Ur-Ängste des Menschen zu sein. In der Antike und im Mittelalter diente das unter die Erde bringen von Lebenden als besonders qualvolle Hinrichtungsmethode. In früheren Zeiten sollen so auch grausame Menschenopfer gebracht worden sein. Doch auch in der Neuzeit wurden Menschen bestattet, die zwar ziemlich leblos wirkten – aber eigentlich noch eine ganze Lebensspanne vor sich hatten: Mediziner hielten Patienten für tot, die lediglich ohnmächtig waren oder aus sonstigen Gründen reglos waren. Diese Scheintoten wachten dann im Sarg wieder auf – und über ihn war Erde angehäuft oder der Eingang zur Gruft verriegelt worden.

Herzog Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel, ein Kriegsherr und Überlebender zahlreicher Schlachten, hatte solche Angst davor, lebendig begraben zu werden, dass er kurz vor seinem Tod im Jahr 1792 einen Sicherheitssarg entwickelte, schreibt Frank Patalong auf Spiegel Online. "Beerdigen ließ sich Ferdinand in einem Erdmöbel mit Fenster, Luftlöchern und einer von innen zu öffnenden Klappe."

Die Angst lebendig begraben zu werden heißt im Fachmund Taphephobie. Bis weit in das 18. Jahrhundert hinein steckte dahinter nicht nur Paranoia. In den Zeitungen und Zeitschriften der Aufklärung schrieben Mediziner und selbsternannte Fachleute lange Aufsätze, die sich mit dem Problem beschäftigten. Als die Ärzte immer besser wurden, mehr über den menschlichen Körper wussten und die Kunst der Reanimation lernten, nahm die Zahl der lebendig Begrabenen deutlich ab.

Taphephobie – oder die Todesangst vor dem Scheintot

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