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Kurator'in für: Flucht und Einwanderung Literatur Fundstücke Zeit und Geschichte
Dissertation über John Berger (Dr. phil.). Seine Essays und Interviews, seine Reportagen und Rezensionen erscheinen u. a. in Neue Zürcher Zeitung, Blätter für deutsche und internationale Politik, Sinn und Form, Jacobin und Lettre International. Als Historiker wertet er den in der Berliner Staatsbibliothek vorliegenden Nachlass seines Vaters aus. So erschienen »Die Bismarcks. Eine preußische Familiensaga vom Mittelalter bis heute« (2010, zusammen mit Ernst Engelberg) oder die von ihm herausgegebene Neuedition von Ernst Engelbergs »Bismarck. Sturm über Europa« (2014). Als Buchautor publizierte er zuletzt das literarische Sachbuch »An den Rändern Europas« (2021).
"Filterblasen" ist ein Schlagwort der Epoche. Viele verharren in ihrem Meinungsclan, Debatten mit anderen mutieren oft zum Gezänk.
Wirklich?
Zumindest einen Versuch, dies zu ändern, unternimmt der Journalist und Autor Marcus Kloeckner, in dem er den marxistischen Gesellschaftswissenschaftler Ingar Solty (Imperialismus) und den Autor und Immobilieninvestor Rainer Zitelmann (Die 10 Irrtümer der Antikapitalisten: Zur Kritik der Kapitalismuskritik) über die Frage diskutieren lässt:
Ist Kapitalismus das Problem oder die Lösung?
Wie kann die Vielfachkrise überwunden werden?
Ingar Solty kritisiert hart die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte mit Blick auf struktuelle Miseren der kapitalistischen Produktionsweise:
Gemäß der neoliberalen Orthodoxie – zu verstehen als ideologischer Ausdruck des Klasseninteresses der besitzenden Klassen – sollte diese Form der Durchsetzung von Marktprinzipien zu einem stabilen ökonomisch-gesellschaftlichen Gleichgewicht, Wohlstand und Demokratie führen. [...] Nicht nur hat diese Vermarktlichung und Finanzialisierung immer größere Wirtschafts- und Finanzkrisen mit verheerenden Folgen produziert, so wie die globale Finanz- und Eurokrise nach 2007, die bis heute fortschwelt. Die marktorientierte Politik hat auch die Gesellschaften innerlich zerrissen und polarisiert.
Rainer Zitelmann hält entschieden dagegen.
Bevor der Kapitalismus entstand, lebten die meisten Menschen auf der Welt in extremer Armut – 1820 betrug die Quote noch 90 Prozent. Heute ist sie unter 10 Prozent gesunken. Das Bemerkenswerte: In den letzten Jahrzehnten, wo Sie die negative Entwicklung sehen, hat sich der Rückgang der Armut Dank der weltweiten Durchsetzung des Kapitalismus so stark beschleunigt wie in keiner Phase der Menschheitsgeschichte zuvor. 1981 lag die Quote noch bei 42,7 Prozent, im Jahr 2000 war sie bereits auf 27,8 Prozent gesunken und 2021 lag sie unter 10 Prozent. [...] Dass diese Entwicklung dem Kapitalismus zu verdanken ist, sieht man am Beispiel Chinas: Noch 1981 betrug der Prozentsatz der Chinesen, die in extremer Armut lebten, 88 Prozent. Dann führte Deng Xiaoping das Privateigentum und viele Elemente der Marktwirtschaft ein. Das Ergebnis: Heute leben weniger als 1 Prozent der Chinesen in extremer Armut.
Hier findet man den zweiten Teil der Debatte, in dem es um Entwicklungen hierzulande wie in China, aber auch global geht.
Die Rolle des Staats wird dabei kontrovers dikutiert.
Und die unterschiedlichen historischen Prägungen in den Biographien der beiden Diskutanten werden deutlich.
Es ist auch ein Generationengespräch: Der 1957 geborene Rainer Zitelmann erlebte den Niedergang der Linken und des real existierend genannten Sozialismus im Ostblock. Der über zwei Jahrzehnte jüngere, 1979 geborene Ingar Solty, erlebte vor allem den Siegeszug der Marktextremen.
Allerdings hält Ingar Solty die starre Trennung zwischen Kapitalismus und Sozialismus, die Rainer Zitelmann in seiner Argumentation immer wieder anführt, für falsch und schematisch.
Die Entfesselung des kapitalistischen Marktes hat, mit Karl Polanyi gesprochen, nämlich geschichtlich stets den Widerstand gegen seine Zerstörungskraft hervorgerufen, der die Marktkräfte dann, wie im New Deal geschehen, einhegte.
Mit anderen Worten: sozialistische Kräfte konnten keinen Sozialismus mit menschlichen Antlitz aufbauen, aber den Kapitalismus im Westen zivilisieren, ihn wohlfahrtsstaatlich einhegen und zähmen.
Wie eben in den Sozialreformen während des New Deals in den USA.
Das letztes Statement des ehemaligen Marxisten Rainer Zitelmann zum bekennenden Marxisten Solty im zweiten Teil des Austausches lautet:
Aber in dem Gespräch haben Sie kein einziges Beispiel für ein Land angeführt, wo es den Menschen durch Einführung des Sozialismus besser ging als vorher, während ich viele Länder angeführt habe, wo sich durch Privateigentum und Marktwirtschaft das Leben der Menschen dramatisch verbessert hat.
Ingar Solty darf die letzten Sätze des Beitrags insgesamt formulieren und kann Zitelmann nicht frontal widersprechen:
Das historische Problem des Sozialismus im 20. Jahrhundert war, dass er in unterentwickelten und nichtdemokratischen Staaten siegte und versuchte, den Kapitalismus zu überspringen. Politisch geschah dies in der Sowjetunion unter fürchterlichem Gewalteinsatz. ... Der Sozialismustest in den hochentwickelten Ländern des Westens mit den besten Ausgangsbedingungen steht heute noch aus. Und klar ist m.E. auch: Der Kapitalismus hat uns heute in eine Zivilisationskrise gebracht und wenn Menschheit und Menschlichkeit überleben sollen, dann braucht es besser heute als morgen eine bessere Gesellschaft jenseits des Kapitalismus.
Fazit: Eine Annäherung gab es nicht, was wohl auch nicht möglich war, aber es entstand ein ungemein anregender Austausch.
Quelle: Ingar Solty, Rainer Zitelmann, Marcus Kloeckner overton-magazin.de
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