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Otto Hitler, oder: Wie alle voneinander abschreiben
Freier Historiker. Zeitgeschichte, Digitale Public History. Verantwortlich für @digitalpast und @9Nov38.
In Bonn geboren, bei Heidelberg lebend. Freier Historiker mit Schwerpunkt in der digitalen Public History, dort Kopf von und hinter @9Nov38, @DigitalPast und @Gefluechtet. Interessiert sich vor allem für europäische Zeitgeschichte, Amerikanische Geschichte und Geschichtsbilder der politischen Außenrandgruppen
Hitler geht immer - das wissen HistorikerInnen genauso wie Angehörige der Journalistenschaft. Und so stürzen sich natürlich auch alle Zeitungen auf die Meldung über Otto Hitler, den bislang für älter gehaltenen, tatsächlich aber jüngeren Bruder des toten „Führers“.
Interessant ist an dieser Geschichte wie so oft nicht so sehr das kleine biografische Detail, sondern wie es aufgenommen und rezipiert wird. So lässt sich in zahlreichen Medienkommentarspalten der Eindruck ablesen, es sei ein bislang unbekannter Bruder Hitlers entdeckt worden. Und die Fragen, die der Entdecker des Geburtsregisters sich und der Öffentlichkeit stellt, sind auch eher so zu lesen, dass er möglichst viel Forschungsrelevanz aus seiner Erkenntnis ziehen möchte – es ist jedenfalls kaum davon auszugehen, dass der als Dreijähriger miterlebte Tod eines neugeborenen Bruders Hitler zum Massenmörder machte oder sein Weltbild in Bezug auf „unwertes Leben“ entscheidend prägte.
Ebenfalls interessant ist allerdings, und da müssen sich sehr große Köpfe der Geschichtswissenschaft an die eigene Nase packen, dass bislang keiner die Mühe auf sich nahm, in Braunau im Gemeindearchiv (!) mal nachzusehen, wie genau das mit Familie Hitler aussah. Denn, dass dort alle nacheinander und voneinander abschrieben und schließlich als Quelle nur die mündliche Aussage von Paula Hitler dient, das würde man keinem Studierenden in einer Erstsemesterhausarbeit durchgehen lassen.
Quelle: Florian Kotanko derstandard.at
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