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Kurator'in für: Fundstücke Zeit und Geschichte
Seit der ersten Stunde als Kurator bei Forum dabei: Dirk Liesemer arbeitet als Journalist für Magazine wie mare und G/Geschichte. Er hat Politik, Philosophie und Öffentliches Recht studiert, die Henri-Nannen-Journalistenschule besucht, immer mal wieder in Redaktionen gearbeitet und ehrenamtlich eine Reihe von Recherchereisen mitorganisiert und begleitet. Bisher fünf Bücher, darunter "Café Größenwahn" (2023), ein Ausflug zu den großen Kaffeehausliteraten des Fin de Siècle. Foto: Andreas Unger
Man muss dem Autor für dieses Buch dankbar sein. Peter Wensierski erzählt die Geschichte der ziemlich friedlichen Revolution einmal nicht aus Sicht der Stasi-Akten, sondern aus der Perspektive jener damals jungen Menschen, die sich in konspirativen Gruppen für ein "Offenes Land mit freien Menschen" stark machten, wie es 1989 denn auch auf einem Plakat hieß. Dafür hat er rund vierzig Protagonisten oft mehrmals gesprochen. Und es ist schon erstaunlich, dass ihre Geschichten in dieser Form bislang noch nicht erzählt worden sind.
Dabei räumt das Buch auch mit Mythen auf, die mittlerweile zum bundesdeutschen Glaubenskanon gehören. Oft heißt es beispielsweise: "die Revolution, die aus der Kirche kam"; doch ausgerechnet der damalige Superintendent Friedrich Magirius und der Gemeindepfarrer der Nikolaikirche, Christian Führer, haben monatelang und durchaus erfolgreich versucht, die Friedensgebete der jungen Leute zu verhindern. Schade ist, dass man bei der Lektüre zuweilen den Überblick über die zahlreichen Protagonisten verliert. Sie hätten mit mehr Ruhe eingeführt werden müssen.
Für mich gehört dieses Buch, das teilweise romanhafte Passagen enthält, zu einem der wichtigsten über die jüngere Zeitgeschichte.
Quelle: Ulf Kalkreuth mdr.de
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