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Zeit und Geschichte

Gute Zeiten, schlechte Zeiten bei den Hitlers. Wie der Diktator von einem Verwandten erpresst wurde

Hauke Friederichs
Journalist und Autor
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Hauke FriederichsDienstag, 20.02.2018

Adolf Hitler tobt. Gerade hatte er einen Erpresserbrief erhalten. Der Verfasser droht, er werde brisante Details über den "Führer" der NSDAP veröffentlichen, sollte er nicht eine schöne Summe Geld bekommen. Das Schreiben empörte Hitler so, weil der Absender aus seiner Sippe stammte. Geschrieben hatte ihm sein Halbneffe William Patrick. Der Onkel schaltete seinen Rechtsbeistand ein und empörte sich über das Ansinnen "eines seiner widerlichsten Verwandten".

William Patrick Hitler wurde 1911 in Liverpool geboren. Er war längst nicht das einzige Mitglied der sehr weit verzweigten Familie, die von der Prominenz des deutschen Reichskanzlers profitieren wollte – aber er wagte sicherlich den dreistesten Versuch.

Mühsam war es Adolf Hitler bisher gelungen, dunkle Flecken der Familiengeschichte zu vertuschen – oder zumindest Beweise verschwinden zu lassen. Sein Vater war unehelich geboren als Alois Schicklgruber. Der Erzeuger blieb unbekannt. Dreimal war Alois verheiratet. Adolf Hitler entstammte aus der dritten Ehe. Mit seiner zweiten Frau hatte Alois unehelich einen Sohn gezeugt, der seinen Namen erhielt: Alois Hitler Junior, Vater von William Patrick.

Adolf Hitlers Halbbruder Alois hatte in Deutschland zweimal wegen Diebstahls im Gefängnis gesessen. Dann wanderte er 1905 nach England aus und heiratete dort eine Irin. Kurz vor dem Beginn des Ersten Weltkriegs kehrte Alois Hitler zurück. Er heiratete ein zweites Mal – obwohl er nicht geschieden war.

Nach der Machtübernahme besorgte Adolf Hitler seinem Halbneffen eine Stelle bei der Reichsbank. Doch die Arbeit als Buchhalter langweilte William Patrick wohl. Er schrieb den Erpresserbrief an den Diktator. Adolf Hitler reagierte zunächst mit Milde. Besorgte dem Verwandten einen neuen Job. Dennoch eskalierte ihr Konflikt. In der Illustrierten "Look" veröffentlichte William Patrick im Juli 1939 den Artikel "Warum ich meinen Onkel hasse" und zeigte private Familienfotos.

Gute Zeiten, schlechte Zeiten bei den Hitlers. Wie der Diktator von einem Verwandten erpresst wurde

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Kommentare 1
  1. Bernd Oswald
    Bernd Oswald · vor mehr als 6 Jahre

    William Patrick Hitler scheint ein gnadenloser Opportunist gewesen zu sein, der aus seinem Namen Kapital schlagen wollte. Die Erpressung, auf die der piq abzielt, kommt in dem Text allerdings nur in einem Satz vor. Dennoch ein lesenswerter Artikel, weil der SPIEGEL die komplizierte Familiengeschichte sehr gründlich aufarbeitet. Sehr interessant und bei den verworrenen Familienverhältnissen auch nützlich ist der Stammbaum am Ende des Artikels.

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