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Kurator'in für: Flucht und Einwanderung Literatur Fundstücke Zeit und Geschichte
Dissertation über John Berger (Dr. phil.). Seine Essays und Interviews, seine Reportagen und Rezensionen erscheinen u. a. in Neue Zürcher Zeitung, Blätter für deutsche und internationale Politik, Sinn und Form, Jacobin und Lettre International. Als Historiker wertet er den in der Berliner Staatsbibliothek vorliegenden Nachlass seines Vaters aus. So erschienen »Die Bismarcks. Eine preußische Familiensaga vom Mittelalter bis heute« (2010, zusammen mit Ernst Engelberg) oder die von ihm herausgegebene Neuedition von Ernst Engelbergs »Bismarck. Sturm über Europa« (2014). Als Buchautor publizierte er zuletzt das literarische Sachbuch »An den Rändern Europas« (2021).
Eine ungemein lesenswerte Rede hielt Götz Aly am 27. Januar 2019, am Jahrestag der Befreiung von Auschwitz, im thüringischen Landtag, wo die Nazis bereits 1930 an die Macht kamen. Und sie endet so:
Am 19. Februar 1945 schworen die so vielen Nationen angehörenden Überlebenden von Buchenwald, für eine „Welt des Friedens und der Freiheit“ einzutreten. Im Sinne des Schwurs von Buchenwald danken wir den Millionen ausländischer Soldaten, unter ihnen – gerade hier in Thüringen – den vielen Soldaten afroamerikanischer Herkunft: Sie befreiten die Gefangenen der Konzentrations- und Vernichtungslager, die todgeweihten Zwangsarbeiter, die Insassen der Heil- und Pflegeanstalten – und nicht zuletzt befreiten sie die Deutschen von sich selbst.
Irgendetwas aufgefallen?
Den Tippfehler, der in offizielle Dokumente gelangte, übernahmen viele Medien und er zeigt indirekt, wie weit wir uns von dieser Epoche entfernen. Wenn Auschwitz erst am 27. Januar befreit wurde, dann dauerte es noch, bis die Alliierten den Weg nach Thüringen frei kämpften. Der Schwur von Buchenwald erfolgte nicht im Februar, sondern am 19. April 1945.
Die Entfernung wächst: Einige der Überlebenden wurden bedeutende Autoren. Jorge Semprun etwa, Imre Kertész erhielt sogar 2002 den Nobelpreis für Literatur. Aber nur noch einer von ihnen lebt noch: Doris Akrap berichtet vom 90. Geburtstag von Ivan Ivanji:
Zur Zukunft der Gedenkstätten sagt Ivanji: „Was da gemacht wird, interessiert mich, aber es geht mich nichts mehr an.“ Es sei nicht die Aufgabe der Überlebenden, zu bestimmen, was da stattfinden soll. Er habe nur eine einzige Botschaft: „Der Tod eines Kindes, das vertrauensvoll die Hand der Mutter hält und dann im Meer ersäuft, ist genauso schrecklich wie der Tod eines Kindes, das vertrauensvoll die Hand der Mutter hält und in die Gaskammer geht. Es geht nicht darum, die Gaskammer mit dem Flüchtlingsleben zu vergleichen.“ Es gehe darum, dem Slogan „Nie wieder“ einen Sinn zu geben.
Quelle: Götz Aly u. a. Bild: Imago/ZUMA Press berliner-zeitung.de
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