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Kurator'in für: Flucht und Einwanderung Literatur Fundstücke Zeit und Geschichte
Dissertation über John Berger (Dr. phil.). Seine Essays und Interviews, seine Reportagen und Rezensionen erscheinen u. a. in Neue Zürcher Zeitung, Blätter für deutsche und internationale Politik, Sinn und Form, Jacobin und Lettre International. Als Historiker wertet er den in der Berliner Staatsbibliothek vorliegenden Nachlass seines Vaters aus. So erschienen »Die Bismarcks. Eine preußische Familiensaga vom Mittelalter bis heute« (2010, zusammen mit Ernst Engelberg) oder die von ihm herausgegebene Neuedition von Ernst Engelbergs »Bismarck. Sturm über Europa« (2014). Als Buchautor publizierte er zuletzt das literarische Sachbuch »An den Rändern Europas« (2021).
Wiktor Wladimirowitsch Jerofejew, geboren 1947 in Moskau, ist einer der bekanntesten russischsprachigen Autoren.
Da er gerade an einem Buch über Putin schreibt, konnte er gleich reagieren als der Angriff auf die Ukraine begann. Im immer noch lesenswerten Interview zum Kriegsbeginn heißt es zum im Entstehen begriffenen Buch:
Es heißt „Der Große Gopnik“. Gopnik bedeutet so viel wie kleiner Rabauke oder Rowdy. Es gibt für mich in Russland zwei solcher Gopniks: Putin selbst und das Volk als eine Art kollektiver Gopnik. Beide sind voll aufgestauter Rachegelüste, gewaltbereit und fest miteinander verbunden. Sie passen gut zusammen.
Mittlerweile lebt Jerofejew im Exil in Deutschland. Wie er mit seiner Familie sein Land verließ, berichtete er in der FAZ, was auch noch wenige Tage auf Blendle zu lesen ist.
Angekommen in Deutschland ist er ein vielgefragter Autor. Im Deutschlandfunk spricht er von der Mitverantwortung des Westens spätestens seit dem Georgien-Krieg 2008:
Westliche Politiker fuhren immer wieder nach Moskau. Angela Merkel tat dies auch oft. Jede Reise hat Putin weiter gestärkt.
Wo es nun für vieles zu spät ist, greift sich der Westen an den Kopf.
Dieser Krieg hat etwas Apokalyptisches: Er dauert Jahre oder führt zu einem Atomkrieg.
Diese Erfahrung, zu spät zur Erkenntnis gekommen zu sein, mussten auch frühere Generationen machen. Erich Kästner zum Beispiel erlebte die Machtübergabe an die Nazis und sah wie auch seine Bücher verbrannt worden sind. Hier sieht man Auszüge der Rede des triumphierenden Goebbels und hört prägnante Passagen aus der berühmten Rede, die Kästner zum 25. Jahrestag der Bücherverbrennung hielt.
Die Ereignisse von 1933 bis 1945 hätten spätestens 1928 bekämpft werden müssen. Später war es zu spät. Man darf nicht warten, bis der Freiheitskampf Landesverrat genannt wird. Man darf nicht warten, bis aus dem Schneeball eine Lawine geworden ist. Man muss den rollenden Schneeball zertreten. Die Lawine hält keiner mehr auf. Sie ruht erst, wenn sie alles unter sich begraben hat.
Das ist die Lehre, das ist das Fazit dessen, was uns 1933 widerfuhr. Das ist der Schluss, den wir aus unseren Erfahrungen ziehen müssen, und es ist der Schluss meiner Rede. Drohende Diktaturen lassen sich nur bekämpfen, ehe sie die Macht übernommen haben.
Vieles deutet daraufhin, darunter die Einschätzung von Wiktor Jerofejew, dass wir diese Erfahrung jetzt auch machen müssen. Es könnte ein langer Kampf werden.
Quelle: Wiktor Jerofejew, Erich Kästner u. a. www.deutschlandfunkkultur.de
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richtig. Die Schuld des Westens ist eben nicht die Osterweiterung oder irgendwelche angeblichen Provokationen - nein: der Westen hat viel zu lange Putin hofiert und ...hingenommen.