sharing is caring
ist wirklich so!
Vielen Dank fürs Teilen!
Kluge Köpfe filtern für dich relevante Beiträge aus dem Netz.
Entdecke handverlesene Artikel, Videos und Audios zu deinen Themen.
Kurator'in für: Flucht und Einwanderung Literatur Fundstücke Zeit und Geschichte
Dissertation über John Berger (Dr. phil.). Seine Essays und Interviews, seine Reportagen und Rezensionen erscheinen u. a. in Neue Zürcher Zeitung, Blätter für deutsche und internationale Politik, Sinn und Form, Jacobin und Lettre International. Als Historiker wertet er den in der Berliner Staatsbibliothek vorliegenden Nachlass seines Vaters aus. So erschienen »Die Bismarcks. Eine preußische Familiensaga vom Mittelalter bis heute« (2010, zusammen mit Ernst Engelberg) oder die von ihm herausgegebene Neuedition von Ernst Engelbergs »Bismarck. Sturm über Europa« (2014). Als Buchautor publizierte er zuletzt das literarische Sachbuch »An den Rändern Europas« (2021).
Es ist ungewöhnlich, dass sich ein Literaturwissenschaftler entwickelt zu einem international anerkannten Analytiker der heutigen Gestalt des Kapitalismus. Spätestens mit dem 2010 erschienenen "Das Gespenst des Kapitals" ist das bei Joseph Vogl der Fall.
Daniel Graf versucht auf Grundlage des neuen Buches "Kapitalismus und Ressentiment" das Spezifische dieser Theorie der Gegenwart herauszuarbeiten.
Die Plattformökonomie in ihrer heutigen Form führt zu einer Aushöhlung der Demokratie, lautet der Grundbefund.
So interpretiert Daniel Graf und entlockt so dem Dialektiker Joseph Vogl immer wieder starke Positionen und man bekommt Einblicke in den Motor seiner Denkfabrik.
Das sind Formulierungen, die gut in den Klappentext passen würden, die aber im Buch selbst etwas anders gewendet werden. Was mich interessiert hat, ist eine Untersuchung mit einem längeren historischen Atem, die Entstehung dessen, was ich Finanzregime nenne und was in seiner Genese auf die Frühe Neuzeit zurückzudatieren ist.
Verbunden damit ist die These, dass so etwas wie das Finanzwesen nicht einfach ein ökonomischer Sachverhalt ist, sondern in einer engen Austauschkonstellation zwischen Staatsapparaten und privaten Financiers entstanden ist. Seit der Frühen Neuzeit ist das Finanzwesen eng verwoben mit regierungstechnischen Fragen, in jüngerer Zeit mit dem Ausbau von Governance-Strukturen. Es geht also um privat-öffentliche Osmosen.
Da hat sich eine Dynamik entwickelt, die das Finanzregime mehr und mehr aus der Überprüfbarkeit durch rechtsstaatliche demokratische Ordnungen herausgelöst hat.
Immer wieder arbeitet Joseph Vogl die Macht und Vielschichtigkeit von Gefühlen und Affekten heraus. So heißt es über das titelgebende Ressentiment, es sei
durchaus eine Spielart von Kritik, und niemand kann wohl behaupten, er oder sie wäre ganz und gar frei davon. Es produziert den bösen Blick, es sinnt auf Genugtuung, es aktiviert Kränkungs- und Verletzungsgefühle. Aber – und das ist die Falle des Ressentiments – es nimmt meist einen mehr oder weniger polizeilichen Weg: Das Ressentiment fahndet und verdächtigt, gibt sich einer gewissen Straffreudigkeit hin, ruft nach stärkeren Instanzen und Mächten, die sich um die Schädigung oder Bändigung der Beleidiger kümmern sollen, schliesslich sucht es stets nach konkreten Schuldigen – irgendjemand muss ja schuldig sein, wenn es mir schlecht geht. Das wäre die Falle oder Sackgasse ressentimentaler Kritik. Kritik selbst aber sollte den umgekehrten Weg nehmen: heraustreten aus der Urteilssucht, aus der Vergeltungslust.
Bei solchen Passagen merkt man, warum sich Joseph Vogl schnellen Thesen verweigert. Urteile stellen fest und versperren den Blick auf das Offene von Geschichte.
Wer die Entwicklung von Joseph Vogl nachvollziehen möchte, wird auf der Webseite von Alexander Kluge fündig, der etliche Gespräche mit diesem führte. Bekanntlich heißt eins von Kluges Hauptwerken "Chronik der Gefühle".
So gibt es ein Gespräch vom 15. August 2011 mit dem Titel
Die Menschmaschine: Bestie Mensch
In diesem wird erläutert, dass gerade im Zeitalter der industriellen Revolution, die "Triebe im Menschen" als unheimliche Mächte neu entdeckt werden.
Schon hier ist angelegt, was nun offen zu Tage tritt. Das Werk von Joseph Vogl ist angesiedelt im Dreieck zwischen Verstehen des Wirtschaften auf dem neuesten Stand der Technik, der Analyse von damit verbundenen Gefühlen und Affekten sowie der Macht von Erwartungen und Phantasmen.
Quelle: Daniel Graf und Alexander Kluge fragen Joseph Vogl www.republik.ch
Bleib immer informiert! Hier gibt's den Kanal Zeit und Geschichte als Newsletter.
Einfach die Hörempfehlungen unserer Kurator'innen als Feed in deinem Podcatcher abonnieren. Fertig ist das Ohrenglück!
Öffne deinen Podcast Feed in AntennaPod:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Apple Podcasts:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Downcast:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Instacast:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Apple Podcasts:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Podgrasp:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Bitte kopiere die URL und füge sie in deine
Podcast- oder RSS-APP ein.
Wenn du fertig bist,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in gpodder.net:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Pocket Casts:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Ich empfinde diese Argumentation selbst als vor allem Ressentiment getrieben….. Vogl steckt in seiner von ihm postulierten Falle ressentimentaler Kritik.
Seitenblick: Auch dieser Beitrag ist wieder ein Beleg für die erstaunliche Qualität der Schweizer "Republik", die ja eines der ganz wenigen ausschließlich von Lesern finanzierten Onlinemedien mit Bezahlschranke ist.