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Kurator'in für: Flucht und Einwanderung Literatur Fundstücke Zeit und Geschichte
Dissertation über John Berger (Dr. phil.). Seine Essays und Interviews, seine Reportagen und Rezensionen erscheinen u. a. in Neue Zürcher Zeitung, Blätter für deutsche und internationale Politik, Sinn und Form, Jacobin und Lettre International. Als Historiker wertet er den in der Berliner Staatsbibliothek vorliegenden Nachlass seines Vaters aus. So erschienen »Die Bismarcks. Eine preußische Familiensaga vom Mittelalter bis heute« (2010, zusammen mit Ernst Engelberg) oder die von ihm herausgegebene Neuedition von Ernst Engelbergs »Bismarck. Sturm über Europa« (2014). Als Buchautor publizierte er zuletzt das literarische Sachbuch »An den Rändern Europas« (2021).
Zum 100. Geburtstag von Friedrich Dürrenmatt am 5. Januar 2021 erschienen etliche Beiträge.
Der von Peter Utz gehört zu den besten, da er überzeugend erläutert, wie Dürrenmatt aus seiner Erfahrung der Schweiz zu einem planetarischen Autor aufstieg:
Er rückt seine helvetisch grundierten Stoffe ins Kosmische, um sie aus dieser Perspektive beurteilbar zu machen. Dabei geht es zunächst um die Dominanz des Geschäfts über die Moral, wie dies in «Justiz» die Schweizer Firma Steinmann vorführt, die weltweit gleichzeitig Waffen und Prothesen für Kriegsverletzte verkauft. «Verschweizerung» würde insofern heute «Globalisierung» heissen. Die drohende «Verschweizerung» der Welt ist aber vor allem ein Urteil über die Schweiz: Sie wird sich nicht mehr als selbst definierter «Sonderfall» aus der Welt und ihren Katastrophen ausklammern können, wenn es ihr gerade ins Geschäft passt.
Gerade die Zerstörung des Bildes von der Schweiz als Land, das sich neutral aus den Weltkonflikten heraushält, wird von Friedrich Dürrenmatt demontiert. Deshalb schwankte sein Bild zu seinen Lebzeiten zwischen Nestbeschmutzer und moralischer Instanz und kann deshalb im Lichte unserer aktuellen Erfahrungen neu gelesen oder gesehen werden:
Die Pandemie und die Klimaerwärmung, die uns jetzt auf den Leib rücken, geben ihm recht. Wenn die Schweiz heute «ihren» Dürrenmatt als Weltautor feiert, dann handelt sie sich auch dessen kritischen Blick auf die Schweiz mit ein. Wenn sie den Blick in seine Bücher wagt, riskiert sie, auf das eigene Bild zu treffen.
Augenöffnend ist sein Werk das von einigen, die nach dem zweiten Weltkrieg jung waren und nun 100 Jahre alt geworden wären: von heute gesehen, erzählten sie das Heraufkommen unseres planetarischen Zeitalters.
Sie begannen mit lokalen Stoffen, die sie im Laufe ihres Werks entfalteten. So war es bei Leonardo Sciascia im vorherigen piq oder aber bei Albert Memmi, der nun auch 100 geworden wäre und zu dessen Tod ich diese Beiträge zusammenstellte.
Nun gab es auf 3sat einen Friedrich-Dürrenmatt-Abend, an dem es Verfilmungen seiner Klassiker gab, die nun kurzzeitig in der Mediathek zu sehen sind. So der Film JUSTIZ (1993), Hans W. Geissendörfers inszenierte u. a. mit Maximilian Schell und Anna Thalbach. Aber auch The Pledge - Das Versprechen (2001) läuft bis zum 16. Januar 2021.
Sean Penn führte Regie, Jack Nicholson spielte die Hauptrolle, umgeben von großartigen Schauspielern von Benicio Del Toro über Robin Wright Penn bis zu Vanessa Redgrave.
Das Lexikon des internationalen Films urteilt:
In der Hauptrolle hervorragend gespielte, vor allem jenseits der konventionellen Kriminalhandlung intensiv und vielschichtig inszenierte Schuld-und-Sühne-Geschichte um einen Mann, der an der Last eines uneinlösbaren Versprechens zerbricht.
Einen Tag länger, bis zum 17. Januar 2021, kann man die Verfilmung von Dürrenmatts - neben den "Physikern" - berühmtesten Werks sehen: Der Besuch der alten Dame (2008). Nikolaus Leytner führte Regie; es spielen u. a. Christiane Hörbiger, Michael Mendl, Rolf Hoppe.
Alle drei Werke halten das, was Friedrich Dürrenmatt in der dritten seiner programmatischen Thesen zu seinen "Physikern" so formuliert:
Eine Geschichte ist dann zu Ende gedacht, wenn sie ihre schlimmstmögliche Wendung genommen hat.
Und hier spricht der Dürrenmatt-Biograph Ulrich Weber über sein Standardwerk.
Quelle: Friedrich Dürrenmatt, Peter Utz, Sean Penn u. a. www.republik.ch
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