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Kurator'in für: Flucht und Einwanderung Literatur Fundstücke Zeit und Geschichte
Dissertation über John Berger (Dr. phil.). Seine Essays und Interviews, seine Reportagen und Rezensionen erscheinen u. a. in Neue Zürcher Zeitung, Blätter für deutsche und internationale Politik, Sinn und Form, Jacobin und Lettre International. Als Historiker wertet er den in der Berliner Staatsbibliothek vorliegenden Nachlass seines Vaters aus. So erschienen »Die Bismarcks. Eine preußische Familiensaga vom Mittelalter bis heute« (2010, zusammen mit Ernst Engelberg) oder die von ihm herausgegebene Neuedition von Ernst Engelbergs »Bismarck. Sturm über Europa« (2014). Als Buchautor publizierte er zuletzt das literarische Sachbuch »An den Rändern Europas« (2021).
Der Titel dieses piqs könnte das künstlerische Credo von Wolfgang Kohlhaase sein, der nun mit 91 Jahre starb.
Vor 70 Jahren, da war er 21, schrieb er sein erstes Drehbuch. Unten seinen Filmen sind etliche Meisterwerke der Filmgeschichte. Mit ihm geht nach Jean-Luc Godard ein weiterer Großer der Nachkriegszeit (hier mein piq zu Godard).
Für kurze Zeit kann man Kohlhaase bekanntesten Film im neu vereinten Deutschland in der ARD Mediathek sehen: Sommer vorm Balkon.
Ein heißer Sommer in Berlin. In einem alten Mietshaus im Osten der Stadt wohnen die Freundinnen Nike und Katrin. Nike hat einen Balkon, Katrin hat einen Sohn, Ronald fährt einen Truck, Tina ist Kellnerin, Oskar und Helene sind alt und allein. Ob mitten im Leben oder fast am Ende oder eben am Anfang - alle Figuren des Films fragen sich das Gleiche: Dauert die Liebe über die Jahreszeiten oder ist sie nur ein Botenstoff im Hirn, der kommt und geht?
Der Regisseur Andreas Dresen schrieb einen lesenswerten Nachruf, den man hier auf Blendle findet.
Es sind gerade mal 30 Seiten. Da schreibt einer von den Schwierigkeiten, den richtigen Menschen zu finden, von Einsamkeit und Alter, von erster Liebe und erstem Schmerz, vom Absturz und vom Aufgefangen-Werden. Vom ganzen Leben in einem halben Berliner Sommer. Er schreibt es so, dass man lachen muss, obwohl es ziemlich traurig ist. Es ist nicht das große, konstruierte Drama, es sind all die banalen, kleinen, traurigen, lustigen Geschichten, die Alltag bedeuten.
30 Seiten, auf denen mehr steht als in manch dickem Roman. Ich lache, ich weine, alles kommt mir vertraut vor, die Figuren, der Ton. Es ist ein Drehbuchentwurf von Wolfgang Kohlhaase. Er trägt den etwas saloppen Titel „Sommer vorm Balkon und so weiter“. Im Frühling 2004 bekomme ich diese Seiten in die Hand gedrückt. So beginnt unsere erste gemeinsame Arbeit.
...
Vor wenigen Tagen haben wir noch miteinander telefoniert. Wolfgang war wie immer, voller Tatendrang. Er war 91, was heißt das schon. Ich konnte mir nie vorstellen, dass er einmal nicht mehr da sein könnte. Wir hatten Pläne.
Wer von der Sicht von unten reden will, sollte Wolfgang Kohlhaase nicht vergessen, zu dessen 90. Geburtstag im vergangenen Jahr eine erweiterte Neuausgabe seiner Publizistik Um die Ecke in die Welt erschien. Der berühmteste deutsche Drehbuchautor beleuchtet Filme und Freunde, der Band enthält auch viele seiner Gespräche. Der Arbeitersohn erkannte sein Thema auch durch das Beispiel des italienischen Neorealismus, als dessen deutscher Interpret er in der DDR antrat, etwa beim Schreiben des Drehbuchs zu "Berlin – Ecke Schönhauser" (1957). Im Gespräch mit dem Schriftsteller Clemens Meyer, der sein Enkel sein könnte, erläutern beide die Erfahrung eines Epochenbruchs in jugendlichen Jahren und wie sich aus dem dadurch entstandenen Roman "Als wir träumten" von Meyer Kohlhaases das Drehbuch für den Spielfilm von Andreas Dresen entwickelte.
Das schmale, aber gewichtige literarische Werk von Wolfgang Kohlhaase erschien ebenfalls im vergangenen Jahr in einem erweiterten Band: Wie Gustav Seibt gehöre ich zu denjenigen, die hoffen, dass der Band Erfindung einer Sprache und andere Erzählungen bald zum Kanon gehört. Es sind Novellen, die neben die der großen Könner gehören mit ihrem lapidaren plebejischen Humor, den man aus vielen von seinen Szenarien kennt.
Die Titelgestalt von "Solo Sunny" schmeißt morgens einen Liebhaber raus: "Is ohne Frühstück". Und als er nörgelt: "Is auch ohne Diskussion."
Arte zeigt den wunderbaren Film von Lutz Pehnert MEIN LEBEN – WOLFGANG KOHLHAASE (2006) bis zum 4. Oktober 2023 in der Mediathek, der mit vielen Filmausschnitten Geschichte von unten erzählt.
Quelle: Wolfgang Kohlhaase, Andreas Dresen u. a. Bild: Videostill ARD Me... www.ardmediathek.de
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Konrad Wolfs und Wolfgang Kohlhaases Meisterwerk "Solo Sunny" ist noch bis 5.11.2022 zu sehen auf www.arte.tv/de/videos/...