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Zeit und Geschichte

Gestern & Heute: Die Gesellschaft des Neids – Girards immer noch anregende Interviews

Achim Engelberg
schreibt, kuratiert, gibt heraus
Zum Kurator'innen-Profil
Achim EngelbergDienstag, 13.08.2019

René Girard (1923–2015) entwickelte eine noch oder gerade heute wirkende Mimetische Theorie, die die nachahmende Darstellung vielperspektivisch analysiert.

Gerade, wenn man neue Entwicklungen mitdenkt, werden alte Gedanken nützlich. Heute ist das Fernsehen nicht mehr das Leitmedium, aber es bleibt, dass neue Medien zuerst stärker wirken als alte:

Heute beknien wir unsere Kinder, Bücher zu lesen, statt fernzusehen. Aber früher hatten Bücher eine ganz andere Faszinationskraft, sie waren, was das Fernsehen heute ist. Sie waren per se eine Versuchung.

Und indirekt gibt es eine Beziehung von Girard zu digitalen Medien. Peter Thiel, deutsch-amerikanischer Investor, machte durch sein Geld Facebook groß. Auf die Frage, warum er von Anfang an bedingungslos auf Facebook gesetzt habe, antwortete er, es sei die erste zu hundert Prozent "girardistische Firma".

Diese auf den ersten Blick überraschende Verbindung wird hier dargelegt:

Im Interview unternimmt René Girard einen Brückenschlag zwischen Eros und Kapital, erhellt eine zentrale Verbindung zwischen Marx und Freud und stellt die große Bedeutung eines Gefühls heraus:

Neid ist die Emotion, welche in unserer heutigen Gesellschaft, wo sich alles ums Geld dreht, die grösste Rolle spielt. Man beneidet die Menschen, die mehr haben als man selbst, aber man kann nicht über seinen Neid sprechen. Ich glaube, wir reden so viel über Sex, weil wir es nicht wagen, über Neid zu sprechen. Die eigentliche Verdrängung ist die Verdrängung des Neids.

Hier zeigt sich auch der für Girard zentrale Zusammenhang zwischen Nachahmung und Gewalt.

Ist es mehr als ein Zufall oder werden nun mündliche Überlieferungen von Jahrhundertdenkern gedruckt und/oder gesammelt vorgelegt? Einen ähnlichen Fall stellte die geschätzte Kollegin Michaela Maria Müller vor: Adorno.

Wer mehr von René Girard lesen will, hier ein schon empfohlenes Gespräch.

Das Interview bezieht sich auf dieses Buch, das auf Deutsch 2011 erschien, und das im Original bereits 1991 publiziert wurde.

Gestern & Heute: Die Gesellschaft des Neids – Girards immer noch anregende Interviews

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