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Zeit und Geschichte

GESTERN & HEUTE: Das bedingungslose Grundeinkommen von Thomas Morus bis heute

Achim Engelberg
schreibt, kuratiert, gibt heraus
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Achim EngelbergMontag, 29.10.2018

Wenn die SPD sich nicht erneuert, droht ein Sturz ins Bedeutungslose. Das bedingungslose Grundeinkommen gärt nicht nur - nach der WELT - in der ältesten Partei. Es wird vielerorts diskutiert, ein Beispiel auf piqd. Heute gilt es meistens als Antwort auf die Digitalisierung.

Allerdings: In Epochen großer Umwälzungen tauchte es immer wieder auf. Ich kann hier nicht die Geschichte von Anfang an erzählen, nicht einmal von Thomas Morus' Utopia an, der ersten modernen Zukunftsvision von 1516. Nur soviel: Der große Brite wollte die Kriminalität der Armen durch einen Lebensunterhalt für alle verhindern.

Für uns ist die Diskussion der 1960er Jahre aufschlussreich, in der der westliche, demokratische Kapitalismus mit hoher Beschäftigung erste Risse bekam. Schon damals gab es eine neoliberale Variante, etwa bei Milton Friedman, und eine linke. Der große Sozialpsychologe Erich Fromm (1900-80) publizierte 1966 einen bemerkenswerten Text:

Bisher war der Mensch mit seiner Arbeit zu sehr beschäftigt (oder er war nach der Arbeit zu müde), um sich ernsthaft mit den Problemen abzugeben: „Was ist der Sinn des Lebens?“, „Woran glaube ich?“, „Welche Werte vertrete ich?“, „Wer bin ich?“ usw. Wenn er nicht mehr ausschließlich von seiner Arbeit in Anspruch genommen ist, wird es ihm entweder freistehen, sich ernsthaft mit diesen Problemen auseinanderzusetzen, oder er wird aus unmittelbarer oder kompensierter Langeweile halb verrückt werden.

In emanzipatorischer Wucht und Weite ist Erich Fromm vielen heutigen Texten überlegen, aber nun wird, vor allem aufgrund der von der technischen Revolution ermöglichten Wahrscheinlichkeit, konkreter debattiert.

Bei den kommenden sozialen Kämpfen können große alte Texte unseren Blick öffnen. Erich Fromm erkannte bereits, dass das als Solo scheitern wird:

Der große Schritt zu einem garantierten Einkommen wird ... nur Erfolg haben, wenn Veränderungen in anderen Bereichen mit ihm Hand in Hand gehen.

Wird die SPD oder andere zu einem großem Umbruch fähig sein? 

GESTERN & HEUTE: Das bedingungslose Grundeinkommen von Thomas Morus bis heute

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Kommentare 2
  1. Laura Schäfer
    Laura Schäfer · vor 6 Jahren

    An dieser Stelle lohnt auch ein Blick in die Werke von John Stuart Mill - seine Philosophie ist eine Ode an die jedem Menschen angeborene Kooperationsbereitschaft und sein streben nach persönlicher Weiterentwicklung. Vertrauen in unsere Mitmenschen und darauf, dass ein jeder (oder zumindest die meisten) nach Sinn und Sinnhaftigkeit strebt, ist die wichtigste Grundlage für ein bedingungsloses Grundeinkommen. Hinter all den Argumenten à la "Dann arbeitet ja keiner mehr! Also, ich würde arbeiten, aber die anderen ja nicht!" steckt ein tiefes Misstrauen gegenüber unseren Mitmenschen.

    1. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor 6 Jahren

      Danke für die nützliche Ergänzung.

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