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Wir leben in unsicheren Zeiten. Es sind nicht nur die Demokratien in Europa und weltweit bedroht, sondern auch der Frieden. Da passt es gut, dass am Freitag in München die Sicherheitskonferenz eröffnet wird.
Der INF-Vertrag, der vor gut 31 Jahren auf unbeschränkte Dauer geschlossen wurde, einer der wichtigsten Verträge der neueren Geschichte, ist soeben sowohl von den USA als auch von Russland gekündigt worden. Die Welt steht vor einem neuen nuklearen Wettrüsten. Gleichzeitig zerfällt die transatlantische Gemeinschaft. US-Präsident Donald Trump ist dabei, das internationale Handelssystem zu zerstören. Die Welt steht vor einem globalen Handelskrieg. Die Genfer Konventionen erodieren; das humanitäre Völkerrecht leidet qualvoll und stumm.
Machen also solche Konferenzen angesichts der Uneinigkeit unter den Staaten überhaupt noch Sinn?
Als der berühmte Philosoph Immanuel Kant schon ein recht alter Herr war, schrieb er eine seiner berühmtesten Schriften. Sie heißt: "Zum ewigen Frieden". Es ist dies keine Wolkenkuckucksheim-Postille. Kant lehrt in dieser Schrift aus dem Jahr 1795 etwas sehr Wichtiges: dass der Frieden kein natürlicher Zustand ist, sondern dass er gestiftet werden muss. Genau das ist, genau das wäre die Aufgabe der Konferenz in München.
Bleibt die Frage, ob die heutigen Politiker in der Lage und Willens sind, Frieden zu stiften und zu bewahren.
Man wünschte sich, auf der Unsicherheitskonferenz in München wären diesmal ganz viele Staatsfrauen und Staatsmänner vom Typus eines Willy Brandt und eines Egon Bahr. Sie standen für visionären Pragmatismus. Dieser visionäre Pragmatismus hatte seit den Sechzigerjahren des vorigen Jahrhunderts vermeintlich Unmögliches zum Ziel: mit einer ideologie- und illusionsfreien Politik dem Kalten Krieg allmählich ein Ende zu machen. Das Unmögliche wurde möglich. Es war der Wandel durch Annäherung.
Das war vor 30 Jahren. Heute muss Entspannungspolitik neu versucht werden. Gibt es jemanden, der den Mut dazu hat?
Quelle: Heribert Prantl Bild: dpa sueddeutsche.de
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