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Kurator'in für: Flucht und Einwanderung Literatur Fundstücke Zeit und Geschichte
Dissertation über John Berger (Dr. phil.). Seine Essays und Interviews, seine Reportagen und Rezensionen erscheinen u. a. in Neue Zürcher Zeitung, Blätter für deutsche und internationale Politik, Sinn und Form, Jacobin und Lettre International. Als Historiker wertet er den in der Berliner Staatsbibliothek vorliegenden Nachlass seines Vaters aus. So erschienen »Die Bismarcks. Eine preußische Familiensaga vom Mittelalter bis heute« (2010, zusammen mit Ernst Engelberg) oder die von ihm herausgegebene Neuedition von Ernst Engelbergs »Bismarck. Sturm über Europa« (2014). Als Buchautor publizierte er zuletzt das literarische Sachbuch »An den Rändern Europas« (2021).
So kann man es in Walter Benjamins großen Essay ÜBER DEN BEGRIFF DER GESCHICHTE lesen. Und er fährt fort:
Und wie es nicht frei ist von Barbarei, so ist es auch der Prozess der Überlieferung nicht, in der es von dem einen an den anderen gefallen ist.
Daran dachte ich als ich Neil MacGregors Überlegungen zum kolonialen Erbe las. Beispielhaft erzählt er eine brutale Überlieferungsgeschichte:
Anson umsegelte Kap Hoorn an der Südspitze, und wie erhofft, begegnete er unterwegs einem spanischen Schiff – mit mehr als einer Million peruanischer Silbermünzen an Bord. Das edle Metall wurde nach Entdeckung der Minen im Cerro Rico von Hunderttausenden der Quechua geschürft, die die spanischen Besatzer zur Fronarbeit in den Stollen gezwungen hatten. Anson kaperte das Schiff, das auf dem Weg nach China war, und wurde phänomenal reich. Aus China bestellte er ein Tafelservice aus Porzellan, für das er mit dem von den Spaniern gestohlenen und mit dem von der indigenen Bevölkerung erpressten Silber bezahlte. Einen dieser Porzellanteller besitzt das British Museum. Auf der Unterseite befindet sich Ansons Wappen, denn derart reich geworden, musste er geadelt werden.
Was tun mit diesem blutigen Erbe?
Genau das halte ich für eine unserer größten Aufgaben: dass Objekte dieser Art in alle Welt reisen, weit über die Grenzen ihrer Herkunftsländer und auch weit über die Räumlichkeiten der sie besitzenden Museen hinaus. ... Was können wir tun, damit so viele Menschen wie möglich diese Objekte zu sehen bekommen, um über das Museum miteinander ins Gespräch zu kommen?
Immerhin ist der Kolonialismus in unserer Sprache und damit in unseren Gedanken prägend verankert:
Großer Reichtum heißt auf Französisch „C'est le Pérou!“ – Das ist ein (peruanisches) Vermögen! Wenn man im Englischen sagen möchte, dass man etwas nicht machen will, obwohl es sehr einträglich sein könnte, heißt es: „I wouldn't do it for all the tea in China.“ Unsere Sprachen transportieren noch immer einen Nachhall dieser Realitäten.
Quelle: Neil MacGregor Bild: picture alliance ... tagesspiegel.de
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