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Zeit und Geschichte

Eine neue Heimat für deutsche Flüchtlinge – Sanary-sur-Mer und seine berühmten Exilanten

Hauke Friederichs
Journalist und Autor
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Hauke FriederichsSonntag, 25.08.2019

Sie flohen vor den Nationalsozialisten hierher, kamen oft mit wenig Habe, lebten an der Küste des Mittelmeers, genossen das Klima und schufen Kunst und Kultur von Weltrang. Sanary-sur-Mer, ehemals ein kleines Fischerdorf, das in den Dreißigerjahren des 20. Jahrhunderts bereits vor allem von Touristen lebte, bot Flüchtlingen aus Deutschland, Österreich und der Tschechoslowakei in den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg eine neue Heimat.

Einer der ersten Exilanten, der sich hier in Frankreich dauerhaft niederließ, war der Elsässer Schriftsteller René Schickele. Er kam bereits 1932 nach Sanary-sur-Mer, vor der Machtübernahme Adolf Hitlers. Ihm folgten viele weitere Flüchtlinge in die Region, darunter große Namen wie Heinrich, Thomas und Katia, Erika, Klaus und Golo Mann, Franz Werfel und Alma Mahler, Ludwig Marcuse, Stefan Zweig, Alfred Kantorowicz, Alfred Kerr, Erich Maria Remarque. Aber auch weniger berühmte Emigranten wie Joseph Breitbach, Emil Julius Gumbel, Franz Schoenberner, Hilde Stieler oder Emil Alphons Rheinhardt. 

„Bisweilen war ein guter Teil der besten deutschen Literatur im Dorf und saß im 'Marine' oder bei der 'Witwe Schwob'", erinnerte sich Ludwig Marcuse später an die Jahre in dem Küstenort. "Sanary war ein sehr umfangreiches 'Romanisches Café', mit Marmor-Tischen und Badehosen (…). Die Luft war geschwängert mit originellen Aperçus, Indiskretionen und Krächen."

Mit Kriegsbeginn im September 1939 endete die Ruhe für die Flüchtlinge in Sanary. Im Herbst inhaftierten die französischen Behörden viele deutsche, österreichische und tschechische Emigranten als "feindliche Ausländer" – auch wenn sie als Hitler-Gegner nach Frankreich geflüchtet waren. Einem Teil von ihnen gelang es, weiter zu fliehen: nach Großbritannien oder in die Vereinigten Staaten.

In ihrem Buch: "Exil unter Palmen" erzählt Magali Nieradka-Steiner (Theiss Verlag 2018) die Geschichte der deutschsprachigen Gemeinde in Sanary-sur-Mer. Die Lektüre lohnt sich ebenso wie ein Besuch des Küstendorfes.

Eine neue Heimat für deutsche Flüchtlinge – Sanary-sur-Mer und seine berühmten Exilanten

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