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Kurator'in für: Fundstücke Zeit und Geschichte
Seit der ersten Stunde als Kurator bei Forum dabei: Dirk Liesemer arbeitet als Journalist für Magazine wie mare und G/Geschichte. Er hat Politik, Philosophie und Öffentliches Recht studiert, die Henri-Nannen-Journalistenschule besucht, immer mal wieder in Redaktionen gearbeitet und ehrenamtlich eine Reihe von Recherchereisen mitorganisiert und begleitet. Bisher fünf Bücher, darunter "Café Größenwahn" (2023), ein Ausflug zu den großen Kaffeehausliteraten des Fin de Siècle. Foto: Andreas Unger
Die Geschichte ist längst bekannt, wenngleich sie doch rätselhaft bleibt: Mit dem Untergang der DDR verschwand nicht nur ein Staat, sondern auch ein riesiges Barvermögen der Staatspartei SED. Wie viel genau, ist bis heute unbekannt, aber rund 6,2 Milliarden Ostmark dürften es wohl mindestens gewesen sein.
Eine enorme Summe für ein recht kleines und vor allem darbendes Land. Was hätte man mit dem Geld alles anstellen können? Mit ihrem Vermögen gehörte die SED jedenfalls zu den reichsten Parteien Europas. Wohlgemerkt: eine dem Namen nach sozialistische Partei eines sozialistischen Staates.
In einer vierteiligen Dokuserie befasst sich die Regisseurin Heike Bittner nun erneut mit diesem Kapitel der Wendezeit und kann sogar dabei verschollen geglaubte Unterlagen präsentieren. Einen grundlegend neuen Blick auf die damaligen Ereignisse sollte niemand erwarten, aber vorbei ist die Geschichte gleichwohl nicht: Immer mal wieder tauchen einige Millionen auf, und viele weitere dürften noch immer auf Nummernkonten herumliegen.
Zur Aufklärung, so weit diese jedenfalls möglich war, hat in den 1990er-Jahren wesentlich der damalige Spiegel-Redakteur Peter Wensierski beigetragen, der in der Dokuserie auch ausführlich zur Sprache kommt. Auf Spiegel+ schrieb er die Tage:
Die ganze Geschichte um das verschwundene Parteivermögen ist so spannend wie ein Agententhriller: mit Stroh- und Mittelsmännern, dubiosen wie skurrilen Gestalten zwischen Rostock und Dresden, einem geheimnisvollen »Tresor 28« sowie schillernden Vertretern westdeutscher Linker. In der ARD-Dokuserie »Die Milliardenjagd« wird das Geschehen detailliert rekonstruiert.
Über vieles, was gezeigt wird, kann man nur den Kopf schütteln. Anderes bleibt aus heutiger Sicht unverständlich: Wie kommt man nur auf die Idee, ein Vermögen zu sichern, indem man es allen möglichen Parteimitgliedern in Plastiksäcke abfüllte und mit nach Hause gab? Erstaunlich ist auch, mit welch lässiger Nonchalance Gregor Gysi von den Ereignissen erzählt, die ja fast seine politische Karriere beendet hätten. Nachvollziehbar aber, dass er sich auf einem Sonderparteitag Ende 1989 gegen die Auflösung der SED aussprach, wie man auf einer MDR-Seite zur Doku nachlesen kann.
Ich finde, es ist eine fesselnde Dokuserie, die noch einmal klarmacht, wie sehr man in Ost und West vom Ende des Sozialismus überrascht war. Man kann auch sagen: Für die Zeit nach der Planwirtschaft hatte die DDR keinen Plan – und die SED nicht einmal einen Überblick über ihr Vermögen. Die vier Videos stehen bis zum 4. Dezember 2024 in der Mediathek.
Quelle: Heike Bittner Bild: MDR www.ardmediathek.de
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Danke. Werd mir das gern ansehen.
Ohne die Neuvereinigung wären in der DDR auch Oligarchen entstanden - wie in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion und im gesamten Ostblock.
Diese größere Perspektive scheint im Vierteiler zu fehlen. Ich schreibe scheint, weil ich den Film abbrach. Nicht mal bei dem Verkehrsunfall oder Mord in Lugano wird erwähnt, dass die Stadt im Tessin sich nach 1991 zum zentralen Ort für osteuropäische und vor allem russische Oligarchen entwickelte.