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Zeit und Geschichte

Eine Jugend für den Führer

Hauke Friederichs
Journalist und Autor
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Hauke FriederichsDienstag, 18.04.2017
"Das Jahr 1940 ist vorbei. Deutschland hat Siege errungen, wie wir sie selbst in den kühnsten Träumen nicht zu erhoffen wagten. Norwegen und Dänemark besetzten wir durch einen Handstreich. Holland und Belgien kapitulierten nach kaum drei Wochen und das große Frankreich, gerüstet bis dorthinaus, und durch die unüberwindbar gehalten geglaubte Maginot-Linie geschützt, wurde in Kürze vollkommen vernichtet. Ich bin stolz dass ich Deutscher bin und ich bin noch stolzer auf meinen Führer!"

Diese Zeilen hat Günther Roos Anfang 1941 in sein Tagebuch geschrieben. 1924 wurde er in Brühl, einer Kleinstadt in der Nähe von Köln, geboren. Seine Familie war kleinbürgerlich und katholisch. Roos wurde Hitler-Junge, Jungvolkführer, Rassist und Nationalsozialist. Was er dachte und fühlte hat er von 1939 bis 1946 ganz regelmäßig in Kladden notiert. Die Website „Jugend in Deutschland 1918-1945" hat die transkribierten Briefe veröffentlicht. Zudem ist ein „Flip-Book“ über Roos entstanden (Martin Rüther: "Macht will ich haben"). Die Tagebucheinträge des Jugendlichen bieten einen tiefen Einblick in die Zeit, in die Propaganda und die Erziehung im NS-Staat.

So schrieb Roos am Donnerstag, 30. Januar 1941:

"Heute vor acht Jahren kam Adolf Hitler zur Macht. Der Aufbau Deutschlands begann. Und was ist seit dieser Zeit alles geschehen! Deutschland, das damals machtlos und ein Spielball der anderen Nationen war, ist heute die Großmacht in Europa. Frankreich, und bald auch England liegen ihm zu Füßen. Und das Alles verdanken wir unserem Führer!
Morgens war ich in der Schule. Hatte bis 1/4 vor 2 Chorsingen. Mutter ist nach Köln gefahren. Habe mir selbst gekocht. Habe nachmittags gelesen und Aufgaben gemacht. Um 1/2 5 Uhr sprach der Führer. Die Rede war einfach großartig. Der hats mal den Engländern gegeben. Abends war Tante Ella bei uns. Habe den englischen Hausaufsatz gemacht."
Eine Jugend für den Führer

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