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Zeit und Geschichte

Die Stadt unter dem Eis - Kalter Krieg auf Grönland

Torsten Schubert
Journalist, Autor
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Torsten SchubertMittwoch, 08.01.2020

Es ist schon verrückt, auf welche Ideen Menschen kommen. Die Vereinigten Staaten bauten während des Kalten Krieges eine Stadt in Grönland unter dem Eis. Das Land hatte damals die Idee, dort Atomraketen zu stationieren und sich so einen strategischen Vorteil gegenüber der Sowjetunion zu verschaffen. Jahrzehnte später treten durch die Erderwärmung die folgen zutage: Tausende Tonnen Restmüll, bis hin zu radioaktiven Abfällen. Eine weitere große Gefahr für die Umwelt.

Camp Century ist eines der verrücktesten Projekte des Kalten Krieges: 1959 beschlossen die USA, eine geheime Militärstadt unter dem Eispanzer Nordgrönlands zu bauen. Die Supermacht wollte Atomraketen auf Grönland stationieren, um einen strategischen Vorteil gegenüber der Sowjetunion zu erlangen. Die Dokumentation „Die Stadt unter dem Eis“ gewährt einen Einblick in das Leben der bis zu 200 Soldaten, die sechs Jahre lang in den Tunnelanlagen von Camp Century stationiert waren. Die Bewohner von Camp Century lebten in isolierten Häusern, die eigens für die Arktis entwickelt worden waren. Den „Eissoldaten“ fehlte es an nichts: Eine moderne Küche, warme Duschen und sogar eine eigene Kapelle sorgten dafür, dass die Besatzungen monatelange Dunkelphasen im Winter gut überstanden. Für Strom und Wärme wurde ein mobiler Reaktor als Bausatz geliefert, der zu gravierenden Strahlungsproblemen führte. Der damals 18-jährige dänische Pfadfinder Sören Gregersen berichtet aus erster Hand, wie es war, neben einem Atomreaktor zu schlafen. Der Film thematisiert auch die dramatischen Folgen von Camp Century, die durch die Klimaerwärmung zutage kommen. Denn beim Abzug der US Army aus Camp Century blieben viele Tausend Tonnen Müll, auch radioaktiver Restmüll, unter dem Eis. Glaziologen befürchten nun, dass zum Ende des Jahrhunderts die Überreste von Camp Century an die Oberfläche kommen und über wandernde Gletscher ins Arktische Meer gelangen könnten.

In der Arte-Mediathek bis zum 7. Februar 2020 verfügbar.

Die Stadt unter dem Eis - Kalter Krieg auf Grönland

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