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Zeit und Geschichte

Die Invasion Australiens: Geschichtspolitik down under

Moritz Hoffmann
Freier Historiker. Zeitgeschichte, Digitale Public History. Verantwortlich für @digitalpast und @9Nov38.
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Moritz HoffmannDonnerstag, 31.03.2016

Wir sollten mit den großen Worten immer vorsichtig sein, aber das, was gerade unter Australiens Historikern (absichtlich in der maskulinen Form) passiert und von den Medien flankiert wird, ist schon ein kleiner Kulturkampf. Anlass, aber nicht Grund dieses Geschichtskrieges ist ein Leitfaden der University of New South Wales zur besseren Wortwahl in Sachen ‚Australische Geschichte‘. Dieser Leitfaden beschreibt unter anderem so selbstverständliche Dinge wie die, keine Bevölkerungsgruppe „primitiv“ zu nennen.

Woran sich die aktuelle Debatte aber entzündet, ist eine weiter unten abgedruckte Anregung. Demnach solle man nicht mehr von der „Entdeckung“ Australiens durch Captain Cook sprechen, sondern von der „Invasion“ oder „Kolonisierung“. Der konservative ‚Daily Telegraph‘ sieht darin einen schändlichen Versuch, die Geschichte Australiens umzuschreiben, und weiß dabei den ebenso kontroversen wie prominenten Historiker Keith Windschuttle hinter sich.

Und damit befindet sich Australiens Geschichtspolitik sehr nahe an dem, was in Europa seit einigen Jahren vonstattengeht: Es ist ein Konflikt zwischen denen, die ihre herkömmlichen Sprach- und Denkgewohnheiten behalten wollen, gegen das, was sie ‚Political Correctness‘ nennen. Dabei ist die Angelegenheit nicht so einfach, wie es oft den Anschein hat, es lässt sich keine Trennlinie zwischen Links und Rechts, zwischen Konservativ und Progressiv ziehen. Denn, und dort wird es doch wieder einfacher: es geht schlicht um Respekt und Anstand. Natürlich war die Besiedelung Australiens durch EuropäerInnen für die dort lebenden Menschen eine Invasion. Natürlich „entdeckte“ Cook Australien nicht, er entdeckte es lediglich für seine europäische Kultur.

Paul Daley greift diesen Gedanken hier für den ‚Guardian‘ prägnant auf und versucht, die Debatte im Keim zu ersticken – denn wenn wir Selbstverständlichkeiten immer wieder aufs Neue von der Wurzel an diskutieren müssen, kommen wir niemals vorwärts.

Die Invasion Australiens: Geschichtspolitik down under

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