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Zeit und Geschichte

Die geistig-moralische Wende - ein neuer Versuch

Achim Engelberg
schreibt, kuratiert, gibt heraus
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Achim EngelbergDienstag, 04.10.2016

Claus Leggewie konstatiert eine Wende im deutsch-französischen Grenzverkehr. Eine Leseprobe gibt es online, aber es lohnt den Text in voller Länge zu lesen.

Wie bei Kohls "geistig-moralischer Wende" ist es ein konservativer Umbruch. Nicht nur die JUNGE FREIHEIT, auch einige von der FAZ huldigen rechtskonservative Publizisten aus Frankreich, allen voran dem 90-jährigen Jean Raspail.

Drei Werke sind soeben zum Teil neu übersetzt erschienen, zwei davon im Verlag Antaios, dem nach Ernst Jüngers Zeitschrift benannten Verlag im Rittergut Schnellroda in Sachsen-Anhalt, einer Kaderschmiede der "Alternative für Deutschland" und der Pegida-Bewegung. Deren Ambitionen ließen sich gut in eine markige Losung Jean Raspails fassen: "Gewalt ist nicht zwangsläufig ein Töten, sondern zunächst eine Attitüde eminenten Energischseins." Das klingt nach Aufruhr und Rebellion, aber sicher nicht nach links. Exakt solche jüngerhaften Sätze festigen Raspails Status als "Kultautor" der völkisch-autoritären Rechten.

In DAS HEERLAGER DER HEILIGEN wird zuerst Frankreich, dann das gesamte Abendland von Flüchtlingen überrollt.

"Mitleid!" bricht es aus einem Protagonisten heraus. "Immer dieses erbärmliche, widerliche, hassenswerte Mitleid. Ich weiß, Sie nennen es Nächstenliebe, Solidarität, Weltgewissen und so weiter. (…) Bedenken Sie doch die Konsequenzen Ihres allzu willfährigen Mitleids! Das ist doch geradezu kriminell! Nur ein Wahnsinniger oder ein Verzweifelter kann so blind sein wie Sie!" Ungerührt lassen (ausgeschriebene) "zweiunddreißigtausendsiebenhundertzweiundvierzig Lehrer" ihre Schüler Aufsätze schreiben, wie man die Fremdlinge willkommen heißen kann … Natürlich geht die Sache schief: "Das Tier", wie die Million Inder bei Raspail heißen, wird eine einstmals blühende, aber moralisch verrottete Zivilisation vandalisieren.

Lesenswert ist das Taz-Interview mit Leggewie, in dem er die Phänomene nicht an einem Beispiel in der Tiefe, sondern in der Breite beleuchtet:

http://www.taz.de/!5340431/

Die geistig-moralische Wende - ein neuer Versuch

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