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Kurator'in für: Flucht und Einwanderung Literatur Fundstücke Zeit und Geschichte
Dissertation über John Berger (Dr. phil.). Seine Essays und Interviews, seine Reportagen und Rezensionen erscheinen u. a. in Neue Zürcher Zeitung, Blätter für deutsche und internationale Politik, Sinn und Form, Jacobin und Lettre International. Als Historiker wertet er den in der Berliner Staatsbibliothek vorliegenden Nachlass seines Vaters aus. So erschienen »Die Bismarcks. Eine preußische Familiensaga vom Mittelalter bis heute« (2010, zusammen mit Ernst Engelberg) oder die von ihm herausgegebene Neuedition von Ernst Engelbergs »Bismarck. Sturm über Europa« (2014). Als Buchautor publizierte er zuletzt das literarische Sachbuch »An den Rändern Europas« (2021).
Die Jahrhundertfrau Ágnes Heller ist auf piqd keine Unbekannte. Wenn ein Mensch mit 90 Jahren stirbt, sagt man selten, er ist aus dem Leben gerissen worden. Bei ihr war das der Fall. Diesen wunderbaren Nachruf empfahl der wunderbare Keno Verseck.
Im Frühjahr erschien Ágnes Hellers letztes Buch zu Lebzeiten (wahrscheinlich gibt es einen Nachlassband). In PARADOX EUROPA setzt sie sich mit den Widersprüchen unseres Kontinents, wie den zwischen Zentren und Rändern, auseinander.
Nun erschien ihr Eröffnungsvortrag für das diesjährige Europäische Forum Alpbach, das das Thema „Freiheit und Sicherheit“ umkreist, leicht gekürzt und von Sebastian Neges aus dem Englischen übersetzt.
Es ist noch einmal ein großer Wurf mit reichem kulturellen und geschichtlichen Horizont. Er beginnt wieder einmal mit einem Paradox, diesmal aus dem alten Testament. Die Flucht aus Ägypten deutet sie so:
Als sie durch die Wüste zogen, verloren sie die Sicherheit, die mit der Knechtschaft einherging. Die Unsicherheit des Lebens in der Wüste weckte die Sehnsucht nach den Fleischtöpfen Ägyptens, zurück zur Sicherheit ihrer Knechtschaft.
Ihre letzte Rede versammelt vermächtnishaft Themen ihres langen Lebens, das durch die Shoa beinahe ein kurzes gewesen wäre.
Ihre letzten Sätze lauten:
Das soziale und politische Leben ist gefährlich, heute vielleicht mehr als in früheren Zeiten, nämlich durch eine umfassend gewordene Universalität. Was an abgelegenen Orten geschieht, ist nicht bloß dort wirksam, denn es gibt keine abgelegenen Orte mehr. Unsere Verantwortung ist eine weltweite Verantwortung geworden. Da der Aktionsradius einzelner Menschen nicht sehr weit reicht, beginnt die Verantwortung einzelner Bürgerinnen und Bürger damit, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um die Freiheiten innerhalb ihres Lebensraumes – ihres Dorfes oder ihrer Stadt – zu erhalten oder sie auszubauen. So kultivieren die Bürgerinnen und Bürger ihren eigenen Garten, und so können sie auch anderen helfen, ihre Gärten zu kultivieren.
Quelle: Ágnes Heller faz.net
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„..... eine umfassend gewordene Universalität“? Ist etwas, was nicht umfassend ist überhaupt eine Universalität?