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Kurator'in für: Zeit und Geschichte Fundstücke
Michaela Müller, in Dachau geboren, studierte Politikwissenschaften, Zeitgeschichte und Geschichte Asiens in Berlin. Sie schreibt über Menschenrechte, Migration und Ostafrika. Aufenthalte in Kenia, New York, Paris, Somalia und Somaliland. Bücher/Essays: Vor Lampedusa (2015), Auf See. Die Geschichte von Ayan und Samir (2016). Für piqd wählt sie Texte über die Geschichte des Holocaust, Arbeitergeschichte, Migration und Mentalitätsgeschichte aus.
Am Beispiel des Berliner Historikers Jörg Baberowski fragt Sabine Seifert, ob die Meinungsfreiheit an deutschen Universitäten noch gälte. Sie befindet, dass sich ein neuer Moralkodex etabliert habe, der sich zunehmend in Denk- und Sprechverboten niederschlägt.
Es begann damit, dass Baberowski 2014 Kollegen Robert Service in sein Kolloqium einlud. Die linke Hochschulgruppe IYSSE rief zu Protesten auf. Zwei Jahre später lud eine konservative Hochschulgruppe der Universität Bremen Baberowski ein. Der Asta sprach sich gegen die Einladung aus. Gegen Aussagen auf dem Flugblatt, dass sie verteilten, erreichte Baberowski eine einstweilige Verfügung; er sei sinnentstellend zitiert worden. Trotzdem könne weiterhin behauptet werden, ihm "rechtsradikale Positionen" zu unterstellen. Das kommt auch nicht von ungefähr. Baberowski provoziert mit Texten, Tweets und bei seinen öffentlichen Auftritten.
Seifert trifft Baberowski, geht in seine Vorlesungen und lässt auch Alexander Schnickmann, einen seiner studentischen Hilfskräfte zu Wort kommen. Es ginge im Fachbereich Geschichte nicht mehr korrekt zu, meint Schnickmann. Es werde nicht darüber diskutiert, wie man Carl Schmitt lese, sondern ob überhaupt.
Ich muss doch bereit sein, mich mit allem zu beschäftigen. Gerade im Fach Geschichte. Es geht ja darum, Menschen in anderen Kontexten zu verstehen. Als Historiker machen wir das ständig: Empathie entwickeln für etwas, was wir gar nicht haben oder sein wollen.
Die Frage, was Studenten dürfen und was Professoren, wird offenbar neu diskutiert. Kritik gab es immer schon, aber nie drang sie so öffentlichkeitswirksam nach außen wie heute.
Bewirkt haben die Proteste indessen bislang wenig.
Schwierige Fragen bleiben: Wie diskutiert man miteinander? Oder ist Seiferts Befund letztlich doch zu hoch aufgehängt?
Quelle: Sabine Seifert taz.de
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Die Kommunikation ist offensichtlich gestört; die Ursachen sind mir nicht klar.
Hier der gescheiterte Versuch einer Diskussion mit Jörg Baberowski. Und das nicht von Leuten, die verhindern wollen, das Carl Schmitt gelesen wird.
http://geschichtederge...
Könnte es sein, dass wir oder einige spüren, wir geraten wiederrum in eine neue Sackgasse?
Mit "neu" meine ich, die Kritiker sind weit links und der angeblich "rechtsradikale" Baberowski war mal im Kommunistischen Bund Westdeutschlands. Beide sind also mit dem Sozialismus im 20. Jahrhundert verbunden, der sich als Sackgasse erwies.