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Zeit und Geschichte

Den Holocaust zu leugnen ist keine Meinung – sondern eine Straftat. Eine Kolumne von Norbert Frei

Hauke Friederichs
Journalist und Autor
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Hauke FriederichsSonntag, 22.07.2018

Seit Mai sitzt Ursula Haverbeck in Haft. Die alte Frau, sie war 16 als Adolf Hitler seinen Selbstmord einer Verhaftung durch russische Soldaten vorzog, leugnet, dass der Holocaust stattgefunden hat. Ihrer Haftstrafe waren mehrere Verurteilungen wegen Volksverhetzung und Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener vorausgegangen. Dass sie als betagte Rentnerin noch eine Haftstrafe antritt, macht Haverbeck in der rechten Szene zu einer Märtyrerin.

Weil der "Führer" es nicht wollte, habe der Holocaust nicht stattgefunden, sagt Haverbeck. Die fast 90-Jährige musste deshalb zu recht ins Gefängnis, schreibt Norbert Frei in seiner Kolumne für die Süddeutsche Zeitung. 

"Doch den Holocaust zu leugnen ist keine Meinung. Es ist ein Unrecht, auf das in Deutschland Strafe steht", schreibt Norbert Frei. Er ist Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Jena. Er beschreibt das Leben von Haverbeck und ihr Wirken in rechtsradikalen Kreisen.

Anfang der sechziger Jahre hatte sie mit ihrem Mann im ostwestfälischen Vlotho das "Collegium Humanum". Die "Heimvolkshochschule für Umwelt und Lebensschutz" war ein Tagungsort, der alte Braune und junge Grüne, "Neuheiden, Funktionären der NPD und Esoteriker jedweder Couleur" anzog, schreibt Frei.

"Bei den Haverbecks tauchten friedensbewegte Linke ebenso auf wie Atomkraftgegner, völkische Nationalisten und neurechte Querfrontschwärmer; Joseph Beuys saß mit den beiden mehr als einmal zusammen, und 1977, als es um die Gründung einer Öko-Partei ging, sogar Rudi Dutschke."

Seit den achtziger Jahren habe sich das vermeintliche Kolleg der Menschlichkeit zum Mekka der Holocaustleugner entwickelt, schreibt Frei. Eines seiner Bücher über die "Standort- und Kommandanturbefehle des Konzentrationslagers Auschwitz 1940 - 1945" diente Haverbeck als Beleg für ihre These, der systematische Massenmord an den Juden habe nicht stattgefunden. Eine wirre Sicht. Denn die von Frei herausgegebenen Dokumente enthalten Hinweise auf den Einsatz von Zyklon B.

Den Holocaust zu leugnen ist keine Meinung – sondern eine Straftat. Eine Kolumne von Norbert Frei

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