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Kurator'in für: Fundstücke Zeit und Geschichte
Seit der ersten Stunde als Kurator bei Forum dabei: Dirk Liesemer arbeitet als Journalist für Magazine wie mare und G/Geschichte. Er hat Politik, Philosophie und Öffentliches Recht studiert, die Henri-Nannen-Journalistenschule besucht, immer mal wieder in Redaktionen gearbeitet und ehrenamtlich eine Reihe von Recherchereisen mitorganisiert und begleitet. Bisher fünf Bücher, darunter "Café Größenwahn" (2023), ein Ausflug zu den großen Kaffeehausliteraten des Fin de Siècle. Foto: Andreas Unger
Vor 75 Jahren eroberten deutsche Truppen die Hauptstadt der sowjetischen Ukraine. Tage später forderten sie alle Juden von Kiew auf, sich in den Morgenstunden des 29. September 1941 an einer Straßenkreuzung im Westen der Metropole zu versammeln. Jeder sollte Dokumente, Wertsachen und Kleidung dabeihaben. "Wer von den Juden dieser Anordnung nicht Folge leistet, wird erschossen", hieß es. Stunden später begann in der Schlucht Babij Jar eines der grausamsten Massaker des Zweiten Weltkriegs. In nur zwei Tagen ermordeten Mitglieder eines SS-Sonderkommandos und zweier Polizeibataillone mehr als 33.700 jüdische Kinder, Frauen und Männer.
In der F.A.Z. hat Osteuropakorrespondent Konrad Schuller dieser Tage einen Bericht einer Überlebenden geschildert. Weil sein Text (noch) nicht im Netz steht, wird hier stattdessen auf eine vor fünf Jahren erschienene, beklemmende Reportage der ukrainischen Schriftstellerin und Literaturwissenschaftlerin Katja Petrowskaja verwiesen. 2011 besuchte sie die Schlucht mit folgender Frage im Kopf: "Bleibt ein Ort derselbe Ort, wenn man an diesem Ort mordet, verscharrt, sprengt, aushebt, verbrennt, mahlt, streut, schweigt, bepflanzt, lügt, Müll ablagert, flutet, ausbetoniert, wieder schweigt, absperrt, Trauernde verhaftet, später zehn Mahnmale errichtet, der eigenen Opfer einmal pro Jahr gedenkt oder meint, man habe damit nichts zu tun?"
Quelle: Katja Petrowskaja Bild: Museum der Geschi... faz.net
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