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Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Politische Wissenschaft, Journalistik und Kriminologie studiert, die Henri-Nannen-Journalistenschule besucht, als Redakteur bei ZEIT Online und P.M. History gearbeitet und als selbstständiger Journalist für ZEIT, PM, PM History, Stern, Spiegel Geschichte, G/Geschichte, Geo Epoche und andere Medien. Hat über Piraterie auf dem Mittelmeer promoviert. Die Doktorarbeit erschien 2018 bei edition lumiere.
Hauke Friederichs interessiert sich für Krisen und Konflikte, Armeen und Rüstung, Kriminologie und Verbrechensbekämpfung und viele andere Themen. Bei S. Fischer veröffentliche er 2018 gemeinsam mit Rüdiger Barth "Die Totengräber". Ein Buch über die letzten Tage der Weimarer Republik. Danach folgte 2019 "Funkenflug" über den Beginn des Zweiten Weltkriegs. Am 15. März 2021 erscheint "Das Wunder von Dünkirchen" im Aufbau-Verlag. Es beschreibt die Rettung von mehr als 300.000 Soldaten der Alliierten während der deutschen Westoffensive 1940.
Eine Reportage mit sprachlicher Wucht und Raffinesse, eine Geschichte aus einem Alptraum der Sucht.Marie-Luise Scherer beschreibt 1977 im Spiegel den rasanten Abstieg einer Alkoholsüchtigen. Sie zeichnet ein Sittengemälde der 1950er-, 60er- und 70er-Jahre, beschreibt den schmalen Grad, zwischen Entmündigung und Rettung einer Kranken.
"Abstieg ist zu bedächtig. Sofie Häusler ist nicht sozial abgestiegen, sondern sie machte eine Schußfahrt durch eine zielgenaue Schneise, deren Markierungen ein Saboteur hätte gesteckt haben können. Jemand, der ein Händchen hat für die dramaturgische Beschleunigung vom bösen Ende", schreibt Scherer. Sie findet eine ganz eigene Sprache für eine Tragödie.
"Die Akte der Sofie Häusler beginnt am 12. Februar 1957 mit dem polizeilichen Formblatt "Verwahrung wegen Trunkenheit". Sofie Häusler, 32 Jahre alt, ist unterhalb des Hafenkrankenhauses in Hamburg-St. Pauli hilflos aufgefunden worden. Ihre Papiere weisen sie als Kunstgewerblerin aus. Es soll das letzte Mal sein, daß die bürgerliche Existenz der Sofie Häusler noch hinter ihrer Eigenschaft als Alkoholikerin sichtbar bleibt." Bald schon führen die Behörden sie als hilflose Frau, als Prostituierte, als Insassin von Heil- und Irrenanstalten.
"Frauenaufnahmeheim, Hamburg, Uferstraße: In der Geschlossenen Abteilung liegt die entzugskranke Trinkerin Sofie Häusler und erwartet ihre vorläufige Entmündigung. Nach etwa vier Tagen erhält sie den Brief, und am darauffolgenden Morgen meldet sich ihr Vormund, ein Sozialinspektor, an. (...) Sofie Häusler ist Gegenstand einer Ruinenbesichtigung.
Statt nach Farmsen wird sie zum Entzug in das Arbeitshaus Brauweiler bei Köln eingewiesen, ein ehemaliges Kloster. Das Gebäude ist ausbruchssicher. Sofie Häusler näht für ein Versandhaus Schleifen und Knöpfe von Hand an und verdient 30 Pfennig am Tag. (...) im Sommer 1960, wird sie ins Versorgungsheim Farmsen in Hamburg entlassen." Ihre Sucht geht weiter – und auch Scherers Biografie. Großer Journalismus.
Quelle: Marie-Luise Scherer Bild: DER SPIEGEL spiegel.de
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Toller Text, vielleicht täusche ich mich, aber ich glaube, wenn man das heute irgendwo als Thema vorschlägt, kriegt man das nicht mehr durch.
Die Reportagen von Marie-Luise Scherer beeindrucken mich immer wieder. Sie zeigen uns, was mal möglich war beim Spiegel, und sogar als Frau. Diese Reportage kannte ich noch nicht. Ein paar ihrer Reportagen sind ja bei Matthes & Seitz neu veröffentlicht worden.