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Kurator'in für: Europa Fundstücke Volk und Wirtschaft
Jahrgang 1953, geboren in Bünde/Westfalen. Nach dem Studium der evangelischen Theologie in Bielefeld und Marburg/Lahn ab 1989 Leiter des Industrie- und Sozialpfarramtes des Kirchenkreises Herne. Von 2007 bis 2009 Referent für Sozialethik an der Evangelischen Stadtakademie Bochum. Von 2009 bis 2014 Mitglied des Europäischen Parlaments (DIE LINKE). Mein persönliches Highlight im EP: Ich war Berichterstatter für die Zahlungskontenrichtlinie, die jedem legal in der EU lebenden Menschen das Recht auf ein Bankkonto garantiert. Seit 2014 freiberuflich tätig. Publizist. Diverse Buch-, Zeitungs- und Zeitschriften-Publikationen, seit Dezember 2016 Herausgeber des Europa.blog und seit Juni 2020 auch Herausgeber des "Ruhrpott Podcast".
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Die Geldpolitik der EZB steht insbesondere in der Bundesrepublik stark in der Kritik. Nun kommen noch die durch die Corona-Krise angestoßenen, hohen Staatsausgaben dazu. Bei manchen Zeitgenossen löst diese Entwicklung Inflationsängste aus.
Der britische Wirtschaftshistoriker Adam Tooze sieht das ganz anders. Er vertritt die These, dass sich gegenwärtig das Modell der Zentralbankpolitik auf globaler Ebene ändert.
Tooze erinnert in diesem Artikel, der ursprünglich im britischen Guardian erschien und dessen deutschsprachige Übersetzung Der Freitag veröffentlicht hat, daran, dass das heutige Politikmodell der Zentralbanken in den 1970er Jahren entwickelt wurde. Damals gab es eine deutlich höhere Inflation in vielen Industrieländern als es heute der Fall ist. Tooze erklärt das mit der relativen Knappheit an Arbeitskräften, die den Gewerkschaften seinerzeit eine erheblich höhere Verhandlungsmacht gab, als sie sie heute haben. Die in Folge dieser Verhandlungsmacht durchgesetzten Lohnerhöhungen waren eine wesentliche Treibkraft für die Inflation. Die Zentralbanken reagierten nach Tooze drauf mit Zinserhöhungen, die sich nach und nach in steigender Arbeitslosigkeit niederschlugen und die Verhandlungsmacht der Gewerkschaften entsprechend reduzierten.
In den 1990er Jahren trat nach Tooze an die Stelle inflationärer Entwicklungen die Gefahr einer Deflation. Die Bekämpfung einer Deflation erfordert jedoch ein anderes Politikmodell der Zentralbanken.
Aus der Perspektive dieser These analysiert Tooze in seinem Artikel die aktuellen Entwicklungen der Zentralbanken der wirtschaftlich wichtigsten Länder und ordnet die Geldpolitik der Zentralbanken in einen historischen Kontext ein.
Diese historische Einordnung der Politikmodelle der Zentralbanken lässt ihr heutiges Agieren in einem anderen Licht und durchaus plausibel erscheinen, was im Blick auf die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes zu den EZB-Anleiheaufkäufen erhellend ist. Wobei die Analyse von Tooze dem BVG wohl eher nicht gefallen dürfte.
Trotz der schlüssigen Argumentation von Tooze bleibt aus meiner Sicht eine Frage offen. Nämlich die, ob die Schwächung der Verhandlungsmacht der Gewerkschaften und die daraus resultierende Unterbindung inflationärer Entwicklungen allein auf die Zinspolitik der Zentralbanken zurückzuführen ist. Etwa zeitgleich begannen die durch die Informationstechnologie ausgelösten Automatisierungsschübe in der klassischen Industrie, die zu einer umfassenden De-Industriealisierung geführt haben und zum Abbau von Hunderttausenden von Arbeitsplätzen.
Im Blick auf die veränderten Herausforderungen, vor denen Zentralbanken – auch in folge der Digitalisierung – heute stehen, spielt diese Frage allerdings nur eine untergeordnete Rolle. Denn dass Zentralbanken heute vor anderen Herausforderungen stehen als in den 1970er Jahren und sie daher ihre Politikmodelle revidieren müssen, hat Tooze nachvollziehbar dargelegt.
Quelle: Adam Tooze www.freitag.de
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Allen relevanten Zentralbanken eine Art Verschwörung zu unterstellen nach dem Motto: "Grundgedanke dabei war es, die Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer*innen in Schach zu halten.", ist schon eine ziemlich steile Behauptung. Für die schwache Position der Arbeitnehmerseite gibt es viele Gründe. M. E. ist die wichtigste Ursache der Strukturwandel weg von der Montan- und Schwerindustrie hin zu einer Gesellschaft mit mehr Dienstleistungsjobs, die schlechter bezahlt werden und deren Arbeitsplatzinhaber leichter ausgetauscht werden können.
Merkwürdig finde ich, dass Tooze bzw. "der Freitag" nicht darauf eingegangen ist, dass Lagarde zumindest in Erwägung gezogen hat, neue Ziele wie die Bekämpfung der Klimakrise ins Visier zu nehmen. Hier deutet sich womöglich der wahre "Revolutionsmodus" an: Zentralbanken orientieren sich weg von rein volkswirtschaftlichen und hin zu gesellschaftlichen Zielen; dies könnte allerdings auch auf weniger Unabhängigkeit von der Politik hindeuten.