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Kurator'in für: Fundstücke Volk und Wirtschaft Liebe, Sex und Wir Feminismen
Antje Schrupp ist Politikwissenschaftlerin, Journalistin und Sachbuchautorin. Sie beschäftigt sich vor allem mit der politischen Ideengeschichte von Frauen und insbesondere mit feministischer Wirtschaftsethik. Ihr aktuelles Buch "Reproduktive Freiheit. Eine feministische Ethik der Fortpflanzung" erschien 2022. Sie bloggt unter www.antjeschrupp.com.
Die Zahlen des Ungleichheitsforschers Thomas Piketty sind in letzter Zeit in Kritik geraten, aber das sollte nicht davon abhalten, die prinzipiellen Entwicklungen, die er anprangert, ernst zu nehmen: Dass wachsende materielle Ungleichheit ein Problem ist, nicht nur, weil sie immer mehr Menschen arm macht (das ist im Blick auf Länder der so genannten Dritten Welt umstritten), sondern weil sie die Glaubwürdigkeit des demokratischen Projekts unterhöhlt.
Eine Forschungsgruppe rund um Piketty hat jetzt einen "Weltreport über Ungleichheit" vorgelegt, der Beachtung und genaues Studium verdient. Auch wenn viele seiner Ergebnisse nicht überraschend sind, wie dass die Ungleichheit vor allem in den USA, China, Indien und Russland in letzter Zeit stark zugenommen hat.
Schlecht schneidet auch Deutschland ab, wo die materielle Ungleichheit wieder auf den Stand von 1913 angewachsen ist. Der Report macht auch Vorschläge, wie sich die Entwicklung politisch ändern ließe. Genau hier liegen die entscheidenden Fragen: Selbstverständlich hat die Politik die Möglichkeit, wirtschaftliche Entwicklungen zu steuern, Wirtschaftsakteure sind schließlich auf politische Rahmenbedingungen angewiesen, schon allein in Bezug auf Eigentums- und Vertragsrecht. Aber es nützt ja nichts, die theoretische Möglichkeit der Politik anzurufen. Wie sieht es mit realen Chancen aus? Angesichts der Tatsache, dass viele Reiche eng mit politischen Führungskreisen verbandelt sind und hier ihre Interessen viel besser vertreten können als Arme oder auch nur die Mittelschicht?
Die Frage nach Armut und Reichtum war schon immer eine politische, keine ökonomische. Und deshalb müssen wir darüber diskutieren, was eine Demokratie eigentlich wert ist, die nicht für mehr Gerechtigkeit sorgen kann, sondern zunehmend ungerechte Eigentumsverhätnisse hervorbringt.
Quelle: Alexander Hagelüken Bild: Karl-Josef Hilden... sueddeutsche.de
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