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Dieser sehr differenzierte, inhaltsreiche, gut lesbar geschriebene Artikel über Forschung zu der Frage, welche Eigenschaften einer Gesellschaft das Glück ihrer Mitglieder fördert, beginnt mit der Frage, wie man Glück überhaupt misst. Es gibt verschiedene Ansätze, aber der verbreitetste ist die einfache Frage nach einer Selbsteinschätzung auf einer Skala mit zehn Stufen.
Es werden mehrere Einflüsse diskutiert: Einkommen, Gene, soziale Kontakte und Vertrauen, soziale Sicherheit und der Bevölkerungsanteil von Immigranten. Von diesen gehe ich nur auf das Erste und Dritte hier etwas ein.
Es gibt das "Easterlin-Paradoxon", nachdem der Aufstieg zu höherem Einkommen innerhalb einer Gesellschaft glücklicher macht, das über zehn oder zwanzig Jahre verlaufende Reicherwerden der Gesellschaft als Ganzes jedoch nicht. Die Erklärung ist, dass die Zufriedenheitseinschätzung von der eigenen Stellung in der Umgebung abhängt, also durch Vergleichen entsteht. Es konnte in mehreren Studien gezeigt werden, dass die Menschen bei geringerer Einkommensspreizung zufriedener sind, auch wenn das mittlere Niveau vielleicht niedriger ist. Ungleichheit macht Stress.
"Soziales Kapital" ist das System der Bindungen, in dem wir leben und das Vertrauen, das diese repräsentieren. Es ist ein wichtiger Faktor für Zufriedenheit. Wenn ökonomisches Wachstum mehr Arbeitsstunden und mehr Konkurrenz bedeutet, kann es das soziale Kapial vermindern.
Die Gleichung vieler Ökonomen: "Zufriedenheit = pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt", die als evident angesehen wird, geht in Wahrheit nicht auf. Diese Erkenntnis ist aber, da unintuitiv, am Rand unseres Weltwissens verblieben. Zum Sozialprodukt alternative Indizes als Zielgröße für Regierungshandeln setzen sich nur sehr langsam durch, wenn überhaupt.
Die anderen Einflüsse referiere ich hier nicht - man lese den Artikel.
Anmerkung:
Wenn wir uns die auf Gallup-Umfragen beruhende Welt-Glück-Karte anschauen, sehen wir, dass der globale Süden, besonders Afrika, aber auch der gesamte Streifen von der Türkei über Iran, Afghanistan, Pakistan, Indien bis Myanmar schlecht wegkommt. Armut und Konflikte sind objektiv kein guter Nährboden für Zufriedenheit.
Man muss sich u.U. ein kostenloses Konto beim New Scientist einrichten, um den Artikel lesen zu können.
Quelle: David Robson Bild: New Scientist EN www.newscientist.com
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Danke, eine interessante Fragestellung. Aber der Artikel hat m.E. einige Fehlschlüsse. Erstmal bedeutet BIP keine Orientierung an Geld. Das BIP ist die Summe der erarbeiteten Dienstleistungen und Produkte, allerdings gemessen in Geldwert. Nicht mehr und nicht weniger bedeutet das BIP. Das BIP ist kein Glücksindex, aber die Höhe des BIP ist offensichtlich ein wesentlicher Faktor für Zufriedenheit und Glück (was auch nicht ganz das gleiche ist - oder?). Er ist einfach, gut meßbar und gut vergleichbar. Man sollte also nicht kritisieren, was dieser Index gar nicht hergeben kann.
Insofern ist auch die Tabelle "Glücksranking" im Artikel nicht sehr aussagefähig was den Zusammenhang von BIP und Glück betrifft. Die aufgeführten Faktoren hängen mehr oder weniger direkt alle ab von der Höhe des BIP. Sozialsysteme, Gesundheitssysteme, Korruption und Kriminalität, Freiheit zu entscheiden etc.. Es stimmt also was der Artikel sagt: "Ein effektiver Wohlfahrtsstaat spielt wirklich eine wichtige Rolle für die Lebenszufriedenheit der Menschen". Man mißt aber dabei indirekt immer die BIP-Höhe (also wohl auch mit den alternativen Indizes - und so taucht Bhutan vorn gar nicht auf), ob bewußt oder nicht. Und unter den 10 und mehr glücklichsten Ländern ist kein wirklich armes. (Finnlands BIP/Kopf ist übrigens höher als in D - https://www.destatis.d...). Natürlich ist "Zufriedenheit nie gleich pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt" oder gar gleich dem Wachstum des BIP. Die Wachstumsraten gehen ja in den westlichen Ländern schon einige Jahrzehnte eher zurück oder stagnieren. Das heißt auch, die eigentlich spannende Frage wäre, was passiert, wenn das BIP eben nicht mehr wirklich wächst? Das können wir ja gerade beobachten in Europa - wachsende Unzufriedenheit und Angst …. So würde ich dem Autor zustimmen
:
"Angesichts aller Beweise schlägt Easterlin vor, dass nordische Nationen einen potenziellen Weg bieten, dem viele andere Regierungen folgen können. "Europa - und insbesondere die nordischen Länder - hat den Weg vorgemacht und eine Politik entwickelt, die die Menschen in den Vordergrund stellt", ….."
Europa zeigt allerdings auch, nur schwach wachsende, stagnierende oder gar sinkende BIP/Kopf gefährden die auf dem hohen BIP beruhenden Sozialsysteme und machen offensichtlich "unglücklich". Und eine wachsende Zahl nicht gut integrierter Migranten in solchen Zeiten der wirtschaftlichen Ängste erscheint als wachsendes Problem. Auch in Finnland, Dänemark und Schweden.
In dem Kontexte auch interessant: https://www.piqd.de/fu...