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Redakteur für das Games-Bookazine WASD und Computerspiel-Experte vor verschiedensten Bücherregalen im TV und Radio. Daneben doziert er regelmäßig auf Tagungen und Festivals sowie an Hochschulen mit Fokus auf digitale Spiele. Seine Texte über die Teilhabe an virtuellen Welten, die Ideologie von Spielmechaniken und die Kultur von Computerspielen erscheinen unter anderem in wissenschaftlichen Fachpublikationen, in diversen Kulturmagazinen sowie bei ZEIT ONLINE. Damit er nicht nur vor dem Monitor hockt, trägt das bekennende Sozialhilfekind die Kritik an unfairen Regelsystemen ebenso zurück in die gesellschaftliche Realität. Ihn interessieren Diskurse der ökonomischen Nützlichkeit marginalisierter Gruppen und die Bedingungen des »Mitspielens« am soziokulturellen Leben.
Was er sonst noch so treibt, lässt sich auf seinem Blog nachlesen: www.schauanblog.de
Wilhelm Heitmeyer, der ehemalige Direktor des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld, sagt in diesem Interview nichts, was er nicht schon diverse Male gesagt hätte. Das ist auch ein wenig die Tragik seiner Person. Mit der Langzeitstudie Deutsche Zustände konnte er von 2002 bis 2012 immer wieder aufzeigen, dass die gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in der Bevölkerung verbreiteter ist, als allgemein angenommen. Und ebenso, dass es vor allem wirtschaftliche Krisen, wachsende Zukunftsängste und die daraus resultierende soziale Desintegration sind, die den Hass auf Fremde oder als nutzlos geltende Menschen über die Jahre hat ansteigen lassen. Heitmeyer selbst spricht von einem »entsicherten Jahrzehnt«.
Nach der vergangenen Bundestagswahl und dem Erfolg der AfD, merkt man Heitmeyer seinen Pessimismus deutlich an. Dabei wäre wahrscheinlich spätestens jetzt der richtige Zeitpunkt, um die Ergebnisse seiner Arbeit ernster zu nehmen. Zentral ist dabei die Erkenntnis, dass gegen die Effekte sozialer Desintegration nur eine Politik der Reintegration hilft. Damit etwa »nutzlose« Langzeitarbeitslose oder die »besorgte« Mittelschicht ihre Anerkennung nicht im autoritären Nationalradikalismus suchen, muss das Stigma der ökonomischen Nutzlosigkeit und die Angst vor dem Jobverlust effektiv gelindert werden:
Integriert sein bedeutet, dass Menschen Zugang zu den Institutionen der Gesellschaft wie dem Arbeitsmarkt, dem kulturellen und politischen Leben haben, und auch - das ist sehr wichtig - dass sie sich als anerkannt wahrnehmen. Das Wahrgenommenwerden und die Anerkennung sind für viele aber nicht gewährleistet. Das gilt nicht nur für Zugewanderte und Flüchtlinge, sondern auch für Einheimische, vor allem für viele Menschen im Osten. […] Ganz entscheidend wird es sein, eine Politik zu machen, die die Desintegration beendet, also eine Integrationspolitik auch für alle Deutschen, die das Gefühl haben, ausgeschlossen zu sein.
Quelle: Markus C. Schulte von Drach Bild: imago/lausitznews.de sueddeutsche.de
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Die Frage des Piqers, eines "mächtigen Kulturwissenschaftlers" und Zocker-Spezialisten danach, was "gegen AfD-Wähler" helfen möge, zeigt herrlich das Demokratieunverständnis, das die herablassende Debatte seit Wochen dominiert. Ahnungslos sein, aber die Lage kommentieren: Ist das nun typisch männlich, arrogant, westdeutsch?
Danke für den piq. Bei Interviews mit Wilhelm Heitmeyer hat man eigentlich nie umsonst geklickt.
Wie wäre es nach dem "Aufbau Ost" mit einem "Aufbau Land"? Viele Probleme sind mit Orten verbunden, die unaufhaltsam vor sich hinsterben und dank der komunalen Finanzierung, haben gerade arme Kommunen kaum Möglichkeiten gegenzusteuern (am Personal wirds wohl auch manchmal liegen). Gerade dort, wo die Lage besonders finster ist, gibt es besonders viele Gelegenheiten, Menschen wieder einzubinden, zu fordern und ihnen ein Gefühl von Selbstwirksamkeit zu geben. Kann doch nicht so schwer sein... HexHex!
Danke für den piq - ein sehr gutes Interview. Ich denke auch schon länger darüber nach, wie die AfD zu nennen ist, da auch mir Rechtspopulismus zu harmlos erscheint. Ich werde jetzt mal „autoritärer Nationalradikalismus“ ausprobieren!