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Kurator'in für: Fundstücke Volk und Wirtschaft Liebe, Sex und Wir Feminismen
Antje Schrupp ist Politikwissenschaftlerin, Journalistin und Sachbuchautorin. Sie beschäftigt sich vor allem mit der politischen Ideengeschichte von Frauen und insbesondere mit feministischer Wirtschaftsethik. Ihr aktuelles Buch "Reproduktive Freiheit. Eine feministische Ethik der Fortpflanzung" erschien 2022. Sie bloggt unter www.antjeschrupp.com.
Dieser Text ist in den vergangenen Tagen viel geteilt worden, weil die Autorin mit schöner Klarheit schreibt, wie es ist: Gleichberechtigt mit Kindern leben wird in Deutschland steuerlich bestraft. Weil gleichzeitig die klassische Hausfrauenehe inzwischen ebenfalls finanziell bestraft wird (Abschaffung der Unterhaltsansprüche), gilt die ganz einfache Gleichung: Kinder haben rechnet sich nicht.
Denn entweder teilen Paare sich Erwerbsarbeit und Care-Arbeit gleichberechtigt auf, dann haben sie aber keine Steuererleichterungen. Oder eine Person verzichtet auf Erwerbsarbeit, um den Splittingvorteil auszuschöpfen – dann lebt sie aber höchst riskant, denn im Fall einer Scheidung landet sie direkt in der Armut.
Sicher, es werden trotzdem noch Kinder geboren. Der Mensch (und erst recht seine weibliche Variante) ist eben kein "Homo Oeconomicus". Dennoch ist es für Gesellschaften langfristig problematisch, wenn das Steuerrecht so offensichtlich falsche Anreize gibt, wie es beim derzeitigen Ehegattensplitting der Fall ist. Die neue Große Koalition wird daran aber vermutlich wieder nichts ändern.
Zwei kleine inhaltliche Anmerkungen meinerseits noch zu dem Text.
Erstens: Das Ehegattensplitting hatte bei seiner Einführung 1958 keineswegs, wie die Autorin schreibt, "noch seine Berechtigung". Nach dem Krieg waren nämlich recht viele Frauen erwerbstätig, auch in Westdeutschland. Das Ehegattensplitting sollte die traditionelle Geschlechterordnung wieder herstellen und die vorhandenen Arbeitsplätze für die männlichen Kriegsheimkehrer frei machen. Es war von Anfang an problematisch.
Zweitens: Ein "Splitting", das nicht Paare, sondern alle möglichen Versorgungsgemeinschaften finanziell entlastet, fände ich im Hinblick auf die gesellschaftliche Anerkennung von Care-Arbeit gar nicht so schlecht. Müsste man aber natürlich ordentlich konzipieren und von der klassischen "Ehe" lösen.
Quelle: Nina Straßner Bild: eyeem/ silk zeit.de
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Sehr gute Zusammenfassung in dem Artikel. Verstehe nur nicht was daran eigentlich so schwer zu verstehen ist. Kinderlose die gedanklich nicht so auf der Metaebene unterwegs sind können sich den Aufwand von Kindern inkl. Opportunitätskosten vielleicht gar nicht vorstellen - da kann man ihnen auch eigentlich keinen Vorwurf machen. Man muss es erlebt haben! Vielleicht ist den meisten Politikern auch einfach nicht bewusst, dass es auch anders gehen könnte, da sie wahrscheinlich zu dem Teil der Menschen gehören wo eine gleichmäßige Aufteilung der Kinderarbeit auf Grund vieler Termine, Reisen etc. gar nicht möglich ist. Trotzdem - hoffen wir dass sich etwas ändert. Wie ist das eigentlich in anderen westlichen Ländern? Was gibt es da für Regelungen?
Liebe Antje, danke für den Text und vor allem auf die Korrektur des "rechnet sich" nach dem Krieg - das Bild, das damit fälschlich gemalt wird, hat m.W ziemlich viele Frauen sehr unglücklich gemacht.