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Redakteur für das Games-Bookazine WASD und Computerspiel-Experte vor verschiedensten Bücherregalen im TV und Radio. Daneben doziert er regelmäßig auf Tagungen und Festivals sowie an Hochschulen mit Fokus auf digitale Spiele. Seine Texte über die Teilhabe an virtuellen Welten, die Ideologie von Spielmechaniken und die Kultur von Computerspielen erscheinen unter anderem in wissenschaftlichen Fachpublikationen, in diversen Kulturmagazinen sowie bei ZEIT ONLINE. Damit er nicht nur vor dem Monitor hockt, trägt das bekennende Sozialhilfekind die Kritik an unfairen Regelsystemen ebenso zurück in die gesellschaftliche Realität. Ihn interessieren Diskurse der ökonomischen Nützlichkeit marginalisierter Gruppen und die Bedingungen des »Mitspielens« am soziokulturellen Leben.
Was er sonst noch so treibt, lässt sich auf seinem Blog nachlesen: www.schauanblog.de
Am 4. und 5. Oktober 2017 veranstaltete die Nationale Armutskonferenz unter dem etwas holprigen Motto »Flagge zeigen – Soziale Rechte, Beteiligung, Menschenrecht« ein Treffen für Menschen mit Armutserfahrung in Berlin. Warum so eine Veranstaltung überhaupt notwendig und sinnvoll ist, erklärt im SWR2-Kulturgespräch der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler Stefan Sell. Neben den üblichen, wichtigen Differenzierungen (von Armut bedroht sein in Abgrenzung zu absoluter Armut) und Klarstellungen (Mangel an sozialer Mobilität wiegt schwerer als das bloße Fehlen von Geld), kommen dabei vor allem zwei eher selten behandelte Aspekte zur Sprache:
Die politische Vertretung von relativ armen Menschen in Deutschland lohnt sich nicht, weil in den entsprechenden Milieus die Wahlbeteiligung schlicht zu niedrig ist. Armut sei ein »Verliererthema«, wie Sell es formuliert. Außerdem herrsche in der öffentlichen Wahrnehmung die Trennung von »würdigen« und »unwürdigen« Armen, also jenen, die ohne eigene Schuld in Armut geraten sind und jene, die es vermeintlich nicht besser verdient haben. Eine Form der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit, die sich zum Beispiel im Kontext der Abwertung von Langzeitarbeitslosen bei rund der Hälfte der Bevölkerung aufzeigen lässt. Exemplarisch lässt sich die Konsequenz dieser beiden Phänomene wohl am vergangenen Bundestagswahlkampf der SPD illustrieren: Unter dem Schlagwort »soziale Gerechtigkeit« wurden dort Maßnahmen angekündigt, die sich in erster Linie an »würdige« ALG1-Empfangende, nicht aber an »unwürdige« und politikverdrossene Hartz-IV-Beziehende richteten.
Das jährliche Treffen der Menschen mit Armutserfahrung in Berlin wird an diesen zentralen Problemen auf die Schnelle nicht viel ändern können. Aber es ist ein wichtiger Versuch, Menschen, die von Armut bedroht sind, ein Forum zu geben, öffentliche Sichtbarkeit herzustellen und politisch zu mobilisieren.
Quelle: Stefan Sell Bild: Quelle picture-al... swr.de
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