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Volk und Wirtschaft

Nicht die EZB? Reiche tragen eventuell Schuld an niedrigen Zinsen

Rico Grimm
Journalist

Ich schreibe „Cleantech Ing.“, einen Newsletter, über Technologien, die wir brauchen werden, um die Klimakrise zu lösen.

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Rico GrimmDonnerstag, 09.09.2021

Eine Studie mit Sprengkraft stellt die NZZ hier vor. Denn bisher ist ein Narrativ vor allem auf konservativer Seite klar: "Die bösen Zentralbanken berauben mit ihrer Geldpolitik die ehrlichen Bürger ihrer Zinsen". Manche sagen sogar, dass die Zentralbanken "enteignen" würden. Das hört man aber wirklich nur in rechtsoffenen Kreisen, die der AfD nahestehen. Eine weitere plausiblere Begründung war lange Zeit, dass die niedrigen Zinsen damit zusammenhängen, dass die Bevölkerung immer älter wird.

Die neue Studie nun stellt eine andere These auf: Es sind die Reichen selbst, die Schuld sind an den niedrigen Zinsen. Mehr noch: Es ist die Ungleichheit. Wie ist der Zusammenhang dahinter?

Reiche Menschen können es sich erlauben, anteilig mehr ihres Vermögens zu sparen als arme Menschen. Sie können deswegen also auch mehr investieren (und haben auch Zugang zu besseren Investment-Möglichkeiten), verdienen Geld und können es dann wiederum anlegen. Der Zinseszins-Effekt tut sein übriges. Dieses Geld allerdings, dass da in Bitcoins, Gemälden, Aktien steckt, ist im klassischen Sinne unproduktiv. Es wird zwar mehr, aber schafft keinen gesellschaftlichen Mehrwert.

Was wäre der Ausweg? (Die NZZ schreibt das nicht in ihrem Artikel) Steuern für Reiche erhöhen, mehr umverteilen.

Nicht die EZB? Reiche tragen eventuell Schuld an niedrigen Zinsen

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Kommentare 3
  1. Thomas Wahl
    Thomas Wahl · vor 3 Jahren

    In der FAZ wird die Problematik wie folgt geschildert:

    "Der Rückgang der Zinsen in den vergangenen Jahrzehnten ist in einem starken Maße langfristigen fundamentalen Kräften wie dem demographischen Wandel, dem Übergang kapitalintensiver Industriegesellschaften zu dienstleistungsorientierten Wissensökonomien, einer zunehmenden ungleichen Verteilung von Einkommen und Vermögen sowie einem schwachen Wachstum von Produktivität und Wirtschaft geschuldet. Die Geldpolitik hat diesen Trend möglicherweise verstärkt, aber überwiegend nachvollzogen.
    Diese Erkenntnisse sind heute in der Wirtschaftswissenschaft kaum noch umstritten. Doch über die Gewichtung der einzelnen Einflussfaktoren für den Zinsrückgang herrscht keine Einigkeit. In einer neuen Arbeit haben die Ökonomen Atif Mian, Ludwig Straub und Amir Sufi auf der Basis von Daten für die Vereinigten Staaten die verbreitete These herausgefordert, der demographische Wandel habe den Zinsrückgang erheblich befördert. Sie erkennen einen deutlich stärkeren Einfluss der Verteilung der Einkommen."
    https://blogs.faz.net/...

    Aus den ungleichen Verteilung der Einkommen eine (moralische) Schuld "der Reichen" abzuleiten halte ich für gewagt.

  2. Josef König
    Josef König · vor 3 Jahren

    Der Artikel überzeugt in nicht und die darin geäußerte Logik ist überhaupt nicht schlüssig. Es ist eher zu vermuten, dass der Autor den Beitrag nicht verstanden hat.
    Außerdem muss man wissen, dass gerade in den USA mit Reagen eine Politik Fuß gefasst hat, die Steuern für die Reichen enorm senkt. Und in der Folge hat die Regierung auch noch die Geldmenge enorm ausgeweitet, um Investitionen zur veranlassen. Es war mehr Geld auf dem Markt, das in einer Gesellschaft, die sowieso ihr Alterseinkommen eher in Aktien anlegt als auf dem Sparbuch (wie in Deutschland etwa) anlegt. Seit etwa den 90er Jahren floaten täglich Milliarden Beträge rund um die Welt auf der Suche nach Aktiengewinnen. Investmentbanken florierten (bis 2007), die Gier wuchs enorm. Dass Personen mit niedrigen Einkommen nicht daran teilhaben konnten, ist eine Binsenwahrheit.

  3. Silvio Andrae
    Silvio Andrae · vor 3 Jahren

    Die Argumentation geht schon in die richtige Richtung. Aber: Der Zinssatz und die Zinsstruktur können nur monetär erklärt werden. Auf der Angebotsseite steht die portfoliotheoretische Liquiditätspräferenz der Vermögenshaushalte. Die Geldpolitik hat einen wesentlichen Einfluss, tritt die Zentralbank doch als Vikar der Vermögenshaushalte auf. Fundamentale Faktoren wie die Demografie oder die Ungleichheit für die Höhe der Marktzinsen verantwortlich zu machen, scheint nicht vollends zu überzeugen.

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