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Kurator'in für: Europa Volk und Wirtschaft
Jahrgang 1953
Studium der Elektrotechnik und Elektronik
Forschung / Lehre auf dem Gebiet der Wissenschafts- und Innovationstheorie
Entwicklung von Forschungsprogrammen im IKT-Sektor für verschiedene Bundesministerien und Begleitung der Programme und Projekte - darunter Smart Energy, Elektromobilität, netzbasiertes Lernen, Industrie 4.0
Nun im Un-Ruhestand
Die Erneuerbaren liefern heute doppelt so viel Strom wie die AKW in ihrer besten Zeit. In Wind- und Sonnenenergie wurden in den letzten 20 Jahren im Schnitt 15 Milliarden Euro jährlich in Deutschland investiert. Nicht vom Staat, sondern privat. Wir haben seitdem eine Kapazität aufgebaut, die heute die Hälfte der Stromversorgung liefert. Und wir haben mit den Erneuerbaren die Kilowattstunde drastisch billiger gemacht – mit Folgen für die ganze Welt.Der erste Satz stimmt zumindest übers Jahr gemittelt, oft liefern sie aber fast gar nix. Beim zweiten Satz hat er die Subventionen vergessen, die durchaus in der gleichen Größenordnung liegen. Und die Verbilligung ist eigentlich eine krasse Lüge. Aber das verdeutlicht ziemlich gut die Widersprüchlichkeit und die Scheinheiligkeit der deutschen Energiewende-Politik. In der "Zeit" wurde das mit der Scheinheiligkeit mal so formuliert:
Der deutsche Atomausstieg ist, egal wie man ihn findet, ein europäischer Sonderweg. Aber als solcher wird er hierzulande nicht diskutiert. Wenn Deutschland das eine will, und andere europäische Länder wollen etwas anderes, dann weicht in dieser Logik nicht etwa Deutschland vom europäischen Weg ab, nein, die anderen Länder haben den richtigen europäischen Weg einfach noch nicht erkannt. Die verquere Hybris dieser Haltung sieht in Deutschland kaum jemand, im Ausland stößt sie dafür umso übler auf. Nicht nur die deutsche Regierung, auch der deutsche Diskurs sollte diese Selbsttäuschungen überwinden. Das Land sollte sich und seinen Verbündeten eingestehen, wenn es, wie beim Gaspreis, eher an sich und an das Überleben der heimischen Industrie denkt als an ganz Europa. Um außenpolitisch erwachsen zu werden, wie es neuerdings auch aus dem Kanzleramt tönt, muss Deutschland auch zu seinem Egoismus stehen."Aber Deutschland macht unverdrossen weiter mit seiner "liebgewordenen" Energiepolitik. Wir bauen und subventionieren Windräder, in Gegenden, wo kaum Wind weht und steigen mitten in der Energiekrise endgültig aus Kernkraft aus um dafür Kohlekraftwerke wieder anzuwerfen. Nur 15 % unserer Windkraftanlagen sind halbwegs gut ausgelastet, die fast alle im Norden stehen. Die genauen Daten der Analyse der NZZ findet man hier. Grundsätzlich gilt danach:
Im Süden, wo der meiste Strom verbraucht wird, sind die in einer NZZ-Analyse untersuchten Windräder an Land im Schnitt zu weniger als einem Fünftel ausgelastet. Überlebensfähig wären solche Anlagen ohne hohe Fördersummen nicht. Gebaut wurden sie trotzdem – weil Fondsgesellschaften hohe Renditen versprachen und fehlerhafte Windprognosen hohe Erträge.Und da liest man dann im oben zitierten Interview mit Trittin:
Uns war klar, dass wir Atomkraft nicht nur über Protest auf der Straße verhindern können. Daraufhin haben wir in den Regierungen in Niedersachsen und später in Hessen versucht, Atomkraftwerke unrentabel zu machen, indem man die Sicherheitsanforderungen hochschraubt.Das war lt. Trittin natürlich fachlich geboten. So wie jetzt der Bau von Windenergieanlagen in ungünstigen Standorten? Oder bei der angeblich ergebnisoffenen Prüfung zum AKW-Entscheid? Jedenfalls setzt die Bundesregierung offensichtlich auf unrentable und immer höhere Windräder im Süden der Republik. Und das, obwohl auch hier Trittin schon bei der Atomkraft wusste:
Die Bürgerinitiativen, die sich damals in der Nähe geplanter Atomkraftwerke oder Endlagerstätten bildeten, bestanden vor allem aus Anwohnern, die sich ihre Heimat nicht kaputtmachen lassen wollten. Die wollten so einen Schiet nicht in der Nähe haben, wie man im Norden so sagt.Aber heute werden u. a. die Bürgerbewegungen gegen Windkraft beschuldigt, wenn es mit der Energiewende durch erneuerbare Energien nicht weitergeht. An dem grundsätzlichen Konzept vom Primat der erneuerbaren Energien als ganzes darf es, kann es ja nicht liegen – oder? Es muss der renitente Bürger sein, der die Klimaerwärmung nicht ernst genug nimmt. Allerdings,
Warum sich dieser über ein 250 Meter hohes Windrad vor seiner Haustüre freuen soll, wenn gleichzeitig dieselbe Berliner Regierung aus ideologischen Gründen die sichersten Kernkraftwerke der Welt ab- und dafür klima- und gesundheitsschädliche Kohlekraftwerke wieder anschaltet – es bleibt ein Rätsel in der nicht gerade rätselarmen Geschichte der deutschen Energiewende.Aber eines ist mit der gegenwärtigen Regierung und in der aktuellen Medienlandschaft nicht absehbar, dass man die Strategie gründlich hinterfragt. Lieber kippen wir weiter Milliarden Euro unkritisch in Wind- und Solarparks – koste es, was es wolle. Obwohl es Signale gibt, dass dies nicht so einfach funktionieren wird:
Energietechniker, die nicht zur Energiewende-Lobby gehören, kritisieren schon lange, dass nicht mangelnder Ausbau das zentrale Problem ist, sondern das Konzept: Es fehlt unter anderem an einsatzfähiger Speichertechnologie, um die Energieversorgung bei schwankendem Wind sicherzustellen, und auch an Technologie für das notwendige Leitungsnetz. Nach Atomausstieg und Gasmangel fehlt es zudem an verlässlichen Energiequellen.
Quelle: Simon Haas, Berlin www.nzz.ch
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Sichere deutsche Kernkraftwerke?
"IAEA reports that occurrences of severe weather disrupting the operation of nuclear power plants increased five-fold in three decades, between 1990 and 2019 (Figure 6), with a notable acceleration since 2009."
https://pris.iaea.org/...
Dieser Beitrag wird nicht dadurch besser, dass emotionale Begrifflichkeit benutzt wird.
Von krassen Lügen zu sprechen dient nicht dem politischen Diskurs sondern billigen Populismus. Ähnlich an anderen Stellen im Text.
Man kann abweichende Meinungen , Deutungen und erst recht Fakten auch gemässigt formulieren. Dann erreicht man nachdenkende Menschen. Als solcher schreckt mich dieser Beitrag und leider auch der der NZZ ab.
Man kann über den "deutschen" Weg in der Energiepolitik sicherlich streiten, der Artikel hier ist aber einfach nur billige Polemik die mich an meinen Energietechnikprof in 2007 erinnert...
Empfehle stattdessen die Lektüre des aktuellen World Energy Outlook der IEA. Selbst wenn man ins überaus Atomeuphorische EU-Nachbarland Frankreich schaut sieht man, dass Kernenergie in der kritischen kurz-mittelfristigen Zukunft keine adäquate Lösung darstellt. Altmeiler rosten und Neuanlagen werden selbst bei Verfahrensbeschleunigung nicht vor 2035 erwartet...
Die Erneuerbaren werden übrigens in allen EU-Ländern massiv ausgebaut. Selbst im Kohleland Polen.