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Volk und Wirtschaft

Deutsche Bank - der Brief an die Belegschaft

Christian Odendahl
Denkfabrikarbeiter
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Christian OdendahlDienstag, 09.02.2016

Die Situation der Deutschen Bank wird im Ausland mit großer Sorge zur Kenntnis genommen. Ich wurde heute noch gefragt, warum die deutsche Presse vergleichsweise wenig dazu schreibt. Dass sich nun auch der Finanzminister bemüßigt fühlt, die Solvenz der Bank zu bestätigen, verstärkt die Sorge nur. Believe nothing until it has been officially denied, sagt man in England dazu.

Und so versucht John Cryan, seit kurzem Chef der Deutschen Bank, mit einem Brief an die Belegschaft die Sorgen zu zerstreuen, und seine Truppe auf einen langen Kampf einzuschwören. Der Kernsatz:

I am personally investing time to resolve successfully and speedily open regulatory and legal cases. I want to remove the uncertainty among staff and in the market that these cases cause.

Denn genau diese Unsicherheit um die schwebenden Schadensersatzforderungen und Strafzahlungen sind es, die am meisten auf der Bank lasten - neben dem grundsätzlichen Problem, wie man als Bank im Moment Geld verdienen soll (siehe Georgs piq). Die Probleme der Wandelanleihe, die nun bedient werden muss (siehe Erics piq), ist da nur der Überbringer schlechter Nachrichten. Denn schwebende Rechtsverfahren erklären am besten, wie es sein kann, dass die Deutsche Bank an der Börse noch nicht mal 40 Prozent ihres materiellen Buchwertes erreicht (d.h. dass Anleger nicht mehr als 40 Cent für jeden Euro unmittelbar verwertbaren Vermögens der Bank zu zahlen bereit sind).

Es ist ein kompliziertes Thema, einfach geht Banken und Finanzmärkte leider nicht, aber in den Kommentaren unten beantworte ich gerne Fragen - sofern ich sie beantworten kann.

Deutsche Bank - der Brief an die Belegschaft

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Kommentare 6
  1. Eric Bonse
    Eric Bonse · vor fast 9 Jahre

    Völlig richtig, Schäubles Kommentar hat das Vertrauen nicht gerade gesteigert, im Gegenteil. Es ist eher ein weiteres Alarmsignal.

  2. Frederik Fischer
    Frederik Fischer · vor fast 9 Jahre

    Was genau heißt "verwertbares Vermögen"? Sind da die anstehenden Verbindlichkeiten bereits berücksichtigt? Ist es nicht höchst ungewöhnlich, dass der Marktwert unter dem Bilanzwert liegt?

    1. Christian Odendahl
      Christian Odendahl · vor fast 9 Jahre

      Das verwertbare Vermögen ist das, was man A) zu Geld machen kann (also immaterielle Werte zählen nicht), und B) nach Abzug aller Zahlungen an Gläubiger für die Besitzer der Bank übrig bleibt. Es ist also ungewöhnlich, ja. Man muss allerdings dazu sagen, dass Bankbilanzen eher ein "best guess" der Vermögenswerte sind. Weniger als 40% wie bei der Deutschen Bank deutet also darauf hin, dass die Märkte glauben, dass in der Bilanz eben nicht alles enthalten ist. Juristische Folgekosten, z.B. Oder zu optimistisch bilanzierte Vermögenswerte.

    2. Frederik Fischer
      Frederik Fischer · vor fast 9 Jahre

      @Christian Odendahl Gut, wäre ja auch nicht gänzlich ohne historisches Vorbild;) Vielen Dank für die Erklärung. Sehr spannend.

  3. Georg Wallwitz
    Georg Wallwitz · vor fast 9 Jahre

    Warum geht es den europäischen Banken (inclusive GB und CH) so viel schlechter als den amerikanischen?

    1. Christian Odendahl
      Christian Odendahl · vor fast 9 Jahre

      Das ist eine gute Frage. Das offensichtliche: der US-Wirtschaft geht es besser, und die juristischen Kosten sind bereits angefallen. Zudem haben europäische Banken mehr exposure in emerging markets, so weit ich weiß.

      Dazu kommt noch, dass die US-Banken mit sehr viel mehr Nachdruck seit 2009 ihre Bilanzen aufgeräumt haben (Stichwort non-performing loans) -- in Europa brauchte es dafür erst die Bankenunion (siehe Italien) -- und ihr Eigenkapital gestärkt haben. Ich würde hier jetzt gerne einen chart einfügen, ich hoffe, dieser Link funktioniert: https://research.stlou...

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