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Kurator'in für: Europa Volk und Wirtschaft
Jahrgang 1953
Studium der Elektrotechnik und Elektronik
Forschung / Lehre auf dem Gebiet der Wissenschafts- und Innovationstheorie
Entwicklung von Forschungsprogrammen im IKT-Sektor für verschiedene Bundesministerien und Begleitung der Programme und Projekte - darunter Smart Energy, Elektromobilität, netzbasiertes Lernen, Industrie 4.0
Nun im Un-Ruhestand
Die Journalistin Ellen DanieI und der Soziologe Andreas Reckwitz arbeiten in diesem Interview einen sehr differenzierten Zugang zu einem Bild der Klassenstrukturen moderner Gesellschaften heraus. Es geht dabei weniger um das grobe Schema von „Arm und Reich" – im Zentrum der Analyse stehen die dominierenden „Mittelklassen". Vereinfacht gesagt:
Die „neue Mittelklasse“ hat ihre Werte in Wirtschaft, Politik und Medien als herrschend etabliert. Die „alte Mittelklasse“ vermisst Sicherheit und Anerkennung. Die prekäre „Serviceklasse“ wächst. Und wer nicht mithalten kann in der neuen „Wissensökonomie“, findet sich schnell auf einer sozialen Rutschbahn wieder.
Reckwitz will dabei ein Stück weit auch von der Fokussierung auf die Einkommen weg, aber gleichzeitig die kulturellen Unterschiede und die Machtpotenziale der sozialen Großgruppen betonen. Im Grunde genommen knüpft er an die Kulturtheorie Bourdieus an. Dem zufolge besitzen Individuen unterschiedliche Potenziale verschiedener Art, die sie einsetzen können: ökonomisches Kapital, soziales Kapital, symbolisches Kapital und kulturelles Kapital. Das fasst er unter seinem Begriff von Klasse zusammen:
Der Begriff Klasse ist treffender und genauer. Dabei verstehe ich Klassen nicht im marxistischen Sinne, bei dem es um die Verfügung über Produktionsmittel geht. Vielmehr bewegen sich die Unterschiede zwischen den Klassen auf drei Ebenen: die Unterschiede in der kulturellen Lebensführung, des Alltags und seinen Werten, die Unterschiede in den Ressourcen, das heißt im Einkommen und Vermögen, aber auch der Bildung, also des kulturellen Kapitals, und schließlich die Einfluss- und Prestigeunterschiede.
Es werden also die Unterschiede in den Einkommen nicht weg gebügelt, aber es wird konstatiert, dass das obere eine Prozent, die Oberklasse, nicht gesellschaftsprägend ist. Die wesentlichen Unterschiede gibt es zwischen den restlichen 99 Prozent – sowohl ökonomische als auch kulturelle. Sicher darf man die ökonomischen Unterschiede zwischen Mittel- und Unterklassen nicht ignorieren. Aber die Differenzen zwischen den "neuen und alten" Mittelklassen
liegen ... größtenteils nicht auf der Ebene von Einkommen und Vermögen. Es sind vornehmlich kulturelle Differenzen, die wirken. Da geht es um alltägliche kulturelle Praktiken, die Art, wie man lebt und was einem im Leben wichtig ist, wie man arbeitet und seine Freizeit verbringt. Diese kulturellen Differenzen sind mehr als ein Sahnehäubchen auf einem ökonomischen Fundament. Kultur ist mächtig, sie prägt die Alltagswelten und die Art und Weise, wie wir leben. Und das kulturelle Kapital, das heißt das Bildungskapital, ist ein zentraler Parameter, in denen sich neue und alte Mittelklasse unterscheiden.
Und diese Differenzen wirken prägend auf unserem Weg von der klassischen, industriellen Moderne in die Zukunft. Die neue Mittelklasse, das sind die Akademiker in wissensbasierten Berufen, die sich auch mehrheitlich im ökonomischen Aufstieg befinden. Aber auch in der neuen Mittelklasse gibt es natürliche große wirtschaftliche Unterschiede. Auch die alte Mittelklasse steht meist noch recht passabel da. Aber ihr gehört wohl nicht die Zukunft und das wird registriert.
Die neue Mittelklasse ist offener für die Globalisierung. Man ist mobiler, weniger sesshaft, häufig in den Metropolregionen. Die Wissensarbeit ist häufig projektorientiertes Teamwork. Selbstentfaltung wird wichtiger als bloßer Lebensstandard. Das prägt die Alltagspraxis, ... Zweitens das kulturelle Kapital, das ist ganz entscheidend. Nicht nur das Einkommen ist eine Ressource, sondern das Bildungskapital. Es ist die wichtigste Differenz zwischen neuer und alter Mittelklasse, dass erstere mehr kulturelles Kapital hat, meist einen Hochschulabschluss. Drittens ist die neue Mittelklasse kulturell einflussreicher. Sie prägt die Werte in den großen Unternehmen, den Medien, in der Politik, im Gesundheitswesen, im Bildungsbereich.
Mit den Sozialstrukturen wandelt sich auch das politische Feld. Die Parteistrukturen folgen dem Strukturwandel der Mittelklassen und der Differenzierung der Unterschicht. Die Statusunsicherheit der alten Mittelklasse und des akademischen Prekariats gehen einher mit dem Zulauf für populistische Bewegungen und Parteien. Die Frage für mich, lässt sich das in solchen Umbruchprozessen überhaupt verhindern? Und wenn ja, dann wie?
Quelle: Ellen Daniel salonkolumnisten.com
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