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Volk und Wirtschaft

Der historische Mythos vom Sündenfall in die gesellschaftliche Ungleichheit

Christian Huberts
mächtiger™ Kulturwissenschaftler und Kulturjournalist
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Christian HubertsFreitag, 06.04.2018

In zivilisierten Gesellschaften sei Ungleichheit unvermeidlich, so heißt es. Denn als unsere Vorfahren von egalitären Jägern und Sammlern zu sesshaften Landwirten wurden, bildeten sich notwendigerweise soziale Hierarchien heraus, musste (Land-)Besitz beansprucht und vor den anderen verteidigt werden. Der Evolutionsbiologe und Buchautor Jared Diamond spricht gar vom schlimmsten Fehler in der Menschheitsgeschichte. Das Problem nur: diese Vorstellung der Vergangenheit ist im Licht aktueller Forschung kaum noch haltbar. Für Eurozine hinterfragen die Anthropologen David Graeber und David Wengrow in einem lesenswerten Longread den historischen Mythos des Ursprungs gesellschaftlicher Ungleichheit:

Information is now pouring in from every quarter of the globe, based on careful empirical fieldwork, advanced techniques of climatic reconstruction, chronometric dating, and scientific analyses of organic remains. Researchers are examining ethnographic and historical material in a new light. And almost all of this new research goes against the familiar narrative of world history.

Zu den überraschendsten Erkenntnissen des Textes zählt, dass die Organisationsformen früher Gesellschaften selten statisch waren, sondern parallel zu natürlichen Zyklen (Jahreszeiten, Jagdsaisons etc.) regelmäßig wechselten. Mal Jäger, mal Bauern. Mal Nomaden, mal Bewohner provisorischer Städte samt Herrscherkaste und Polizei. Für die Autoren ergibt sich daraus ein spannender Wechsel der Perspektive: Statt die Menschheitsgeschichte weiterhin zu nutzen, um die heutige soziale Ungleichheit zu erklären/legitimieren, könnte man sich ebenso fragen, wohin die Flexibilität verschwunden ist:

[T]he real question is not ‘what are the origins of social inequality?’, but, having lived so much of our history moving back and forth between different political systems, ‘how did we get so stuck?’ All this is very far from the notion of prehistoric societies drifting blindly towards the institutional chains that bind them.
Der historische Mythos vom Sündenfall in die gesellschaftliche Ungleichheit

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