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Volk und Wirtschaft

Das Gespenst der Vergesellschaftung – VEB BMW die zweite Runde

Thomas Wahl
Dr. Phil, Dipl. Ing.
Zum Kurator'innen-Profil
Thomas WahlSamstag, 04.05.2019

Der Artikel ist stark polemisch, aber aus gegebenem Anlass nicht nur historisch interessant. 

„Die Idee, dass private Vermieter dem Volk schaden und ihr Besitz übernommen werden sollte, hatte schon der „Kampfbund gegen Mietwucher“, der 1932 von Kommunisten und Nationalsozialisten zur Destabilisierung der Weimarer Republik gegründet wurde. Und der Vorschlag, den Automobilbauer BMW zu einer VEB (Volkseigener Betrieb) BMW zu kollektivieren, ist jetzt auch nicht neu. Im Gegenteil, gerade dieses gewählte Beispiel lässt sich schon heute auf seine Stichhaltigkeit überprüfen. Denn die Automobilsparte von BMW wurde tatsächlich schon einmal zu einem VEB verstaatlicht, nachdem die Firma für ihre Sportautos weltberühmt war.“

Ja, es gerät leicht in Vergessenheit, das BMW in Eisenach einst äußerst erfolgreich Autos für die weite Welt produzierte – vor dem 2. Weltkrieg und kurz danach. Nach 1945 wurde das Werk dort sowjetischer Besitz um dann, 1951 in VEB EMW umbenannt, Volkseigentum der DDR zu werden. Man setzte auf den einfachen Zweitakter im begehrten Automodell „Wartburg“. Den produzierte man 22 Jahre, um dann auf einen Motor als Westimport zurückzugreifen – einen damals schon fast 10 Jahre alten VW-Motor EA 111, aus dem „Polo“. Der damit ausgestattete Wartburg kam gut auf 30.000 Ostmark, etwa 24 Durchschnittslöhne. Der Betrieb machte dabei etwa 1.000 Mark Gewinn. Was etwas Grundsätzliches über die Produktivität volkseigener Betriebe aussagt. 

„Vorwärts und nicht vergessen“ heißt das alte Solidaritätslied der Linken von Ernst Busch. Schon vergessen? Vielleicht wird der eine oder andere beim Rückblick doch lieber zu einer BMW-Aktie greifen (wie der Autor rät). Schließlich ist eine Aktiengesellschaft im Streubesitz auch hochvergesellschaftet.

Das Gespenst der Vergesellschaftung – VEB BMW die zweite Runde
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Kommentare 15
  1. Christine Köhler
    Christine Köhler · vor mehr als 5 Jahre

    ,,Schließlich ist eine Aktiengesellschaft im Streubesitz auch hochvergesellschaftet.'' Dialektischerweise könnte man auch annehmen, dass ,,Streuaktienbesitzer" ,,höchstentfremdet" sind. Sie bangen um ihre kleine Dividende bzw um den Wert ihrer Aktie und machen allen Murks mit, auch wenn sich ihnen die Haare schon sträuben. Mitspracherechte haben sie auf den Aktionärsversammlung als Kleine nicht. Könnten sich höchstens mühsam organisieren. Was man im Berufsalltag sowieso nicht schafft. Dann ,,muss" der Verbrennungsmotor erst mal doch ,,gerettet'' werden bevor die eigenen kleinen Ersparnisse weg sind ...

    1. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als 5 Jahre

      Nun ja, im jugoslawischen Modell gehörten die Unternehmern den Belegschaften. Raten Sie mal, wie die entschieden hätten und damals entschieden haben. In der Regel für die eigene Tasche und gegen langfristige Strategien und Investitionen ..... Wer mal in volkseigenen Betrieben gearbeitet hat, weiß, dass die Entfremdung i.d.R. nicht geringer war als etwa beim Daimler ....

  2. Hristio Boytchev
    Hristio Boytchev · vor mehr als 5 Jahre · bearbeitet vor mehr als 5 Jahre

    „Die Idee, dass private Vermieter dem Volk schaden und ihr Besitz übernommen werden sollte, hatte schon der „Kampfbund gegen Mietwucher“, der 1932 von Kommunisten und Nationalsozialisten zur Destabilisierung der Weimarer Republik gegründet wurde.“ – Quelle or it didn't happen.

    1. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als 5 Jahre

      Recherchieren und finden:
      https://books.google.d...

    2. Hristio Boytchev
      Hristio Boytchev · vor mehr als 5 Jahre · bearbeitet vor mehr als 5 Jahre

      @Thomas Wahl Das hatte ich natürlich gesehen beim Googlen. Das klingt aber erstmal nach einem lokalen Mietverein, in dem sich Menschen unterschiedlicher Parteien engagieren. Für einen querfrontigen Plan, die Weimarer Republik zusammen zu destabilisieren, finde ich da keinen Beleg.

    3. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als 5 Jahre

      @Hristio Boytchev Die stalinistisch-kommunistische Kaderpartei und die ebenso zentralistisch geführten Nationalsozialisten haben nur punktuell gemeinsame Aktionen gemacht. Einen strategischen Querfrontplan wird man nicht finden. Es sei denn den man wertet den Hitler-Stalinpakt in diesem Sinne. Da saßen aber viele deutsche Kommunisten schon im Gulak oder im KZ.

    4. Hristio Boytchev
      Hristio Boytchev · vor mehr als 5 Jahre

      @Thomas Wahl Ich deute das dann mal als "didn't happen".

    5. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als 5 Jahre

      @Hristio Boytchev Was „didn ´t happen? Von einem Querfrontplan hat jedenfalls vorher keiner gesprochen. Von einem gemeinsamen Interesse die Weimarer Republik zu destabilisieren schon.

  3. Achim Engelberg
    Achim Engelberg · vor mehr als 5 Jahre

    Eine berühmte Interpretation des Solidaritätslied sang Ernst Busch.
    Den Text allerdings schrieb Bertolt Brecht, die Musik komponierte Hanns Eisler.

    Die diffamierende Behauptung, dass der Kampfbund gegen Mietwucher von Nazis und Kommunisten zur Destabilisierung der Weimarer Republik gegründet worden ist, macht diesen Beitrag zu einem perfekten Unpiq.

    1. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als 5 Jahre

      Wollte die KPD durch die Zusammenarbeit mit der NSDAP die Weimarer Republik stabilisieren? So wie mit der These die SPD sei Sozialfaschismus?

    2. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor mehr als 5 Jahre

      @Thomas Wahl Deine Fragen sind auf verschiedenen Ebenen angesiedelt:

      1.) Der Kampfbund gegen Mietwucher war eine periphere Gründung, deshalb fragt ja ein Kommentator, ob es diesen überhaupt gegeben hat. Er war keine gemeinsame Gründung der NSDAP und der KPD, aber in agierten Personen quer durch das politische Spektrum.

      2.) Eine landesweite gemeinsame Gründung beider Parteien ist mir nicht bekannt. Immerhin wurde die KPD gleich zu Beginn der Nazidiktatur verboten und alle Beteiligten des von Dir erwähnten Solidaritätslied emigrierten bis Anfang März 1933. Wenn es gemeinsame Gründungen gegeben hätte, wäre dies nicht ohne Irritationen abgegangen.

      3.) Die grauenhafte Sozialfaschismusthese zeigt indirekt, dass der Faschismus der Gegner war. Dass die SPD als ein Teil der faschistischen Bewegungen gedeutet wurde, ist eine Fehleinschätzung, die leider wirkte, obwohl etliche Kommunisten nicht mitmachten. Ich denke dabei nicht nur an herausragende Intellektuelle wie die Macher des Solidaritätsliedes, sondern auch an Arbeiter, die nicht mit ihren Kollegen brachen.

    3. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als 5 Jahre

      @Achim Engelberg Von einer landesweiten Gründung war ja auch nicht die Rede. Auch wenn die Formulierung und scharf bleibt. Das stimmt schon - der Artikel ist eine scharfe Polemik, z.T. etwas grenzwertig ausgedrückt. Die Sozialfaschismusthese als Fehleinschätzung abzutun, dass halte ich für gefährlich. Der ganze Stalinismus war mehr als eine Fehleinschätzung, es war ein Verbrechen in ähnlicher Größenordnung wie der Nationalsozialismus. Diesem Teil der linken Bewegung ging es doch nicht um Demokratie und die Menschen, es ging um die Macht (für den Führer?). Die Liste der deutschen Arbeiterführer die im Gulak umkamen ist lang. Es gab in der DDR eine Zusammenstellung der Kurzbiographien - viele endeten mit gestorben in Sibierien etc.
      Manche meinen diese Liste ist länger als die der im KZ ermordeten?

    4. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor mehr als 5 Jahre

      @Thomas Wahl Immerhin soll der Kampfbund gegen Mieterwucher eine Gründung gewesen sein, die die Weimarer Republik destabilisieren sollte. In einem ähnlichen Artikel las ich vor geraumer Zeit erstmals von diesem Verein, der bislang nicht mal einen Wikipedia-Eintrag hat. Ein Kenner der Materie klärte mich auf und erwähnte, dass der in letzter Zeit öfters auftauchte. So soll wohl der Anschein einer Zusammenarbeit zwischen Nazis und KPD geschaffen werden.

      Wer andere Artikel dieses Don Alphonso liest, merkt die Tendenz zur Gleichsetzung.

      Selbstverständlich war der Stalinismus mehr als eine Fehleinschätzung, was ich auch nie behauptete.

      Wer mehr umgebraucht hat, ist für mich überwältigend unbeantwortbar. Als ich 2008 einen Dokumentarfilm über das KarLag, das Lagersystem um Karaganda, drehte, verwies man mich auf Stellen, wo offensichtlich Leichen verscharrt worden waren und bis damals Knochen zu finden waren. Wenn nach dem Ende des großflächigen Gulagsystem (ab 1953) Straßen gebaut wurden, fand man überall Knochen. Niemand wird sagen können, wie viele in der Kolyma oder in den Steppen Kasachstan wirklich gestorben sind.

    5. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als 5 Jahre

      @Achim Engelberg Dem schließe ich mich gern an .....

  4. Daniela Becker
    Daniela Becker · vor mehr als 5 Jahre

    Zu dem Thema hätte sich nichts anderes finden lassen als Don Alphonso mit einem Nazivergleich? Was für ein trauriger Tiefpunkt auf piqd.

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