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Kurator'in für: Europa Volk und Wirtschaft
Jahrgang 1953
Studium der Elektrotechnik und Elektronik
Forschung / Lehre auf dem Gebiet der Wissenschafts- und Innovationstheorie
Entwicklung von Forschungsprogrammen im IKT-Sektor für verschiedene Bundesministerien und Begleitung der Programme und Projekte - darunter Smart Energy, Elektromobilität, netzbasiertes Lernen, Industrie 4.0
Nun im Un-Ruhestand
Vor 80 Jahren trafen sich 26 Männer (Frauen waren nicht beteiligt), Akademiker und Intellektuelle – darunter Raymond Aron, Friedrich A. von Hayek, Ludwig von Mises, Michael Polanyi und Wilhelm Röpke. Dieses Treffen gilt heute als die Geburt des Neoliberalismus.
Was wirft man diesem nicht alles vor: Demokratiefeindlichkeit, die Abschaffung des Staates zu propagieren und Knechte des Kapitals zu sein. Nichts davon stimmt mit den Zielstellungen und Theorien überein. Den Teilnehmern war die Dramatik der Lage 1938 sehr wohl bewusst, die sehr viele differenzierte Antworten verlangte. In der Einleitung zu den veröffentlichten Diskussionen wurde diese Ziele so formuliert:
Es war ein Treffen aufrichtiger, guter, freier Männer, überzeugt davon, dass die beste Chance der westlichen Zivilisation darin bestand, zu einem wohlverstandenen Liberalismus zurückzufinden, dem einzigen Weg, für einen verbesserten Lebensstandard der Massen zu sorgen, für Frieden zwischen den Völkern, für die Freiheit der Gedanken und die Ehre des menschlichen Geistes.
Sie sahen sehr klar, das Linke, wie Rechte daran arbeiteten der Demokratie den Garaus zu machen. Weder ein ungezügelter Kapitalismus, noch ein Kapitalismus unter totalitärer politischer Herrschaft und schon gar nicht ein ungezügelter Kapitalismus stand auf ihrer Agenda
Das moralische Drama unserer Zeit ist die Blindheit der Linken, die von einer Kombination aus politischer Demokratie und ökonomischer Planwirtschaft träumen, ohne zu verstehen, dass Planwirtschaft einen totalitären Staat bedingt. Das moralische Drama unserer Zeit ist die Blindheit der Rechten, die vor lauter Bewunderung totalitärer Regierungen keuchen und zugleich die Vorteile einer kapitalistischen Wirtschaft einfordern, ohne zu verstehen, dass ein totalitärer Staat private Vermögen auffrisst und alle Formen wirtschaftlichen Handelns einebnet und bürokratisiert.
Die letzten Sätze könnte man sehr ähnlich heute wieder formulieren.
Quelle: KAREN HORN faz.net
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sorry, daß ich hier über kollateralschäden nörgele. im teaser heißt es:
"Sie sahen sehr klar, das Linke, wie rechte daran arbeiteten der Demokratie den Garaus zu machen."
die vermaledeiten kommas machen es dem satz so schwer, veständlich rüberzukommen! spiel es mal durch:
1. "Sie sahen sehr klar, wie Rechte daran arbeiteten, der Demokratie den Garaus zu machen."
beiseite gelegt:"das Linke,"; "Rechte" als nomen, da du gross/kleinschrift pflegst (ich nicht); ein komma nach "...daran arbeiteten" weil im folgenden beschrieben wird, woran sie arbeiteten.
2. "Sie sahen sehr klar, wie Linke und Rechte daran arbeiteten, der Demokratie den Garaus zu machen."
dir "Linken" sind jetzt wieder mit drin; die entscheidung für "das" oder "dass" vertagt.
3. "Sie sahen sehr klar, daß Linke wie Rechte daran arbeiteten, der Demokratie den Garaus zu machen."
voilá.
und jetzt – endlich! – inhaltlich: haben die bewußten herren nicht eher im blick gehabt, daß linke wie rechte ihrer so geschätzte "marktkonformen demokratie" den garaus machen könnten? es ging ihnen doch eher um ihren heiligen "markt" als um demokratie (siehe chile), so mein wissensstand...
Widerspruch!
Lassen wir den erlauchten Friedrich August von Hayek selbst zu Wort kommen. Das erste Land, wo diese Herren, ihre Ideen verwirklichen konnten, war kein Musterland der Demokratie, sondern:
Chile nach dem Militärputsch am 11. September 1973. Der Diktator lud den Lehrer seiner Wirtschaftsführer ein und Hayek kam. Anschließend ließ er verlautbaren, ich zitiere im englischen Original:
„I have not been able to find a single person even in much maligned Chile who did not agree that personal freedom was much greater under Pinochet than under Allende.“
Nach einem Treffen mit Augusto Pinochet nannte er diesen einen „honorable general“ und seine Regierungsmitglieder als “educated, reasonable and insightful men”.
War er schlecht oder falsch informiert? Nein, er tat dies nachdem ihm Amnesty International eine umfangreiche Dokumentation über Folter, Mord und Konzentrationslager zugesandt hatten.
Ein Einzelfall? Keineswegs. Ähnliche Vorgänge in anderen Weltgegenden könnte man von anderen dieser Herren nennen. Von Wilhelm Röpke zum Beispiel.
Neoliberalismus ist zu einem Kampfbegriff geworden, der eigentlich keinerlei Bedeutung mehr hat. Ich misstraue daher auch jedem, der ihn benutzt.
Im Economist findet sich in dieser Woche auch ein hübscher Artikel über die geistigen Grundlagen der österreichischen Schule, die ebenso gerne verteufelt wird. Leute wie Hayek in erster Linie daran interessiert, die totalitären Ideologien zu bekämpfen. Schade, dass das heute kaum noch jemand zu wissen scheint, wenn der Neoliberalismus verachtend mit der Karikatur eines Brutalo-Kapitalismus gleichgesetzt wird.
https://www.economist....