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Europa

Zerrissenes Serbien: Eine gefährliche Perspektive

Ulrich Krökel
Osteuropa-Korrespondent / Piqer für DLF-Europaformate
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Ulrich KrökelFreitag, 18.05.2018

Beim aktuellen EU-Gipfel in Sofia machte ein Wort steile Karriere, das man gewöhnlich mit Enge, Gedränge, schlechter Luft und Krankheit in Verbindung bringt: Wartezimmer. Dort harren, wenn man der begleitenden Berichterstattung folgt, sechs Staaten des Westbalkans aus, die der EU gerne beitreten würden. Aber es hakt hier wie dort. Die EU-Europäer zögern, und die beitrittswilligen Balkan-Europäer liefern nicht, wenn es um die Erfüllung der Kopenhagener Kriterien geht. Viele Kommentatoren in Deutschland halten das zu Recht für gefährlich.

Sabine Adler hat die Sache in einem hörenswerten DLF-Hintergrund am Fallbeispiel Serbien durchbustabiert. Was sind die Probleme, und was sind die Gründe für die Probleme? Ein wichtiger Punkt scheint noch immer das Hin- und Hergerissensein zwischen West und Ost zu sein:

Andja Petković vom Zentrum für euroatlantische Studien in der serbischen Hauptstadt Belgrad beobachtet seit langem russische Organisationen und Unternehmen in Serbien. Als im vorigen Jahr die jüngste Studie vorgestellt werden sollte, erlebte die Politologin eine böse Überraschung: "Noch vor unserer Konferenz über den Einfluss Russlands in der Region haben wir viele Drohungen erhalten und unsere Webseite wurde gehackt. Wir haben herausgefunden, dass in Serbien 109 prorussische Organisationen tätig sind. Die Mehrheit der Serben ist prorussisch eingestellt."

Hinzu kommen "der ungelöste Kosovo-Konflikt, aber auch die anhaltenden ethnischen Spannungen in Bosnien-Herzegowina". Selbst ein neuer Balkankrieg sei nicht ausgeschlossen. Und da ist man dann wieder bei den Kommentierungen dieser Tage: Zu lange im Wartezimmer herumsitzen, das macht die Sache nicht besser, sondern im Zweifel gefährlich.

Zerrissenes Serbien: Eine gefährliche Perspektive

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Kommentare 1
  1. Achim Engelberg
    Achim Engelberg · vor mehr als 6 Jahre

    Aufschlussreich.

    Keine der klassischen Grenz- und Übergangsregionen (Westbalkan, Kaukasus, Ukraine) konnte in die EU eingefügt werden. Mit Ausnahmen von den früh von Deutschland anerkannten Slowenien und Kroatien. Und da insbesondere in Kroatien mit Rabatt.

    Ähnlich war es schon im 19. Jahrhundert als Bismarck auf dem Berliner Kongreß als "ehrlicher Makler" auftrat oder das zumindest behauptete.

    Nichts Neues? In den Blätter für deutsche und internationale Politik gibt es einen Beitrag von Norbert Mappes-Niediek, der einen Unterschied benennt:
    "Dass die Kriege der 1990er Jahre auf Ex-Jugoslawien begrenzt blieben, lag auch am Friedenswillen und der Zusammenarbeit der Großmächte. Von solcher Eintracht kann heute keine Rede mehr sein. Jeder neue Balkankrieg droht deshalb in ein syrisches Szenario zu münden."

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